Fitzcarraldo

Regie u. Drehbuch: Werner HERZOG
Kamera: Thomas MAUCH
Mit: Klaus KINSKI, Claudia CARDINALE, José LEWGOY, Miguel Ángel FUENTES, Paul HITTSCHER u.v.a.

BRD 1982, ca. 150 Min.

Mittwoch, 25. März 2009

Klaus Kinski in einer Paraderolle

Iquitos, Peru, Anfang des 20. Jahrhundert, zur Zeit des Kautschuk-Booms: Der Abenteurer und Träumer Brian Sweeney Fitzgerald (Klaus Kinski), der sich Fitzcarraldo nennt, ist besessen von der Idee, mitten im Urwald ein großes Opernhaus zu bauen und dort Enrico Caruso singen zu lassen. Um das nötige Geld zu beschaffen, kauft er von den Ersparnissen seiner Freundin, der Bordellbesitzerin Molly (Claudia Cardinale), einen verrotteten Flussdampfer und ein unzugängliches und daher noch unerschlossenes Kautschuk-Gebiet. Sein Plan ist atemberaubend: da der Zugang über Wasser durch Stromschnellen versperrt ist, will er auf einem anderen Fluss an die Stelle gelangen, an der nur eine schmale Landzunge die beiden Flüsse voneinander trennt. Über diesen Berg will er das Schiff mit Stahlseilen und Winden und durch die Kraft Dutzender von Männern hinüber hieven.
Und obwohl bis auf den Kapitän, den Koch und einen Mechaniker die ganze Besatzung aus Furcht vor den Indios desertiert, gelingt dieser fantastische Plan – weil die abergläubischen Indios in Fitzcarraldos Auftauchen die Erfüllung mythischer Überlieferungen sehen und ihm helfen. Doch genau dieser Aberglaube wird ihm auch zum Verhängnis …

„Fitzcarraldo“ ist in gewisser Hinsicht der Höhepunkt der legendären Zusammenarbeit zwischen Werner Herzog und Klaus Kinski, nach „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972), „Nosferatu“ und „Woyzeck“ (beide 1979), ihr vierter gemeinsamer Film.
Der Film handelt von der Besessenheit des Titelhelden; zugleich spiegelt er aber auch die Besessenheit seines Regisseurs, der ihn unter schwierigsten Bedingungen und von Katastrophen geprägten Dreharbeiten im Dschungel realisierte. Der Film sollte zunächst von 20th Century Fox produziert werden; deren Verantwortliche verlangten jedoch, dass der Transport des Schiffes über einen Berg im Studio gedreht werden sollte. Das lehnte Herzog strikt ab. Und in langwierigen Vorbereitungen und mit der Unterstützung vor allem von Indianern wurden diese Szenen vor Ort gedreht. Es gibt in „Fitzcarraldo” keinen „doppelten Boden”, keine Tricks, keine Spezialeffekte - alles ist echt.
In unglaublichen Bildern, die in ihrer visuellen Brillanz kaum erfasst werden können, bringt Herzog die Geschichte voran.
Und er tut dies ohne auf die Sehgewohnheiten des Zusehers Rücksicht zu nehmen. Lange Einstellungen von der Bootsfahrt, von den Personen, von der schwierigen Arbeit des Schifftransports widersprechen schon 1982 dem im Kino gewohnten Zeit-Takt. Der hektische Traum Fitzcarraldos wird Realität in einem Film von großer Ruhe, Schlichtheit und Schönheit. „Fitzcarraldo“ ist großes Kino und hat Werner Herzog zu Recht in Cannes den Preis für die Beste Regie gebracht.