Freigesprochen

Regie: Peter PAYER
Drehbuch: Peter PAYER
, nach dem Drama „Der jüngste Tag“ von Ödön von Horváth
Kamera: Andreas BERGER
Mit: Frank GIERING, Lavinia WILSON, Corinna HARFOUCH, Robert STADLOBER, Alfred DORFER, Thierry van WERVEKE u.v.a.

Ö 2007, ca. 100 Min.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Ödön von Horváth-Neuverfilmung

Oft ist es nur ein Augenblick, der das ganze Leben verändert: Ein Kuss – und nichts ist mehr, wie es war. Thomas (Frank Giering) ist seit zwölf Jahren Fahrdienstleiter in einem kleinen Bahnhof, und niemals ist ihm ein Irrtum unterlaufen. Doch dann lässt er sich von der Wirtstochter Anna (Lavinia Wilson) schöne Augen machen.
Der Kuss, mehr Provokation als Leidenschaft, lenkt ihn davon ab, ein Signal zu setzen. Der Kuss ist schuld daran, dass Thomas’ bester Freund Josef (Alfred Dorfer) mit seinem Molkerei-Lieferwagen über einen Bahnübergang fährt, während der Zug kommt.
Der Kuss ist Auslöser dafür, dass der Zug entgleist. Dass Josef auf  der Stelle tot ist. Und dass weitere 21 Menschen getötet, Familien auseinander gerissen, Freunde getrennt werden. Als jedoch das Gericht den Fahrdienstleiter freispricht, könnte das Leben einfach weiter gehen. Thomas könnte mit seiner Ehefrau Hanni (Corinna Harfouch) glücklich und alt werden und Anna könnte den dandyhaften Fleischersohn Ferdi (Robert Stadlober) heiraten. Doch Anna und Thomas verbindet nun ein stärkeres Band, als sie es jemals zu ihren Lebenspartnern gespürt haben. Es ist das Wissen um ihre Schuld.

In „Freigesprochen“ transponiert der österreichische Regisseur Peter Payer („Ravioli“, „Villa Henriette“) den Kleinbürgerkosmos von Ödön von Horváths Theaterstück „Der jüngste Tag“ (1937) gekonnt in die Gegenwart, und verwandelt mit zeitloser Ausstattung und klarer Sprache den Schauplatz im burgenländischen Seewinkel in eine universelle Seelenlandschaft. Ein packendes, intensives Drama - ohne Kompromisse und in großen Bildern auf die Kinoleinwand gebracht.

„Für mich ist Horváth überhaupt ein sehr filmisch schreibender Dramatiker, sowohl was seine Romane als auch was seine Theaterstücke betrifft. Seine Themen sind sehr zeitlos, fast archaisch. Genau diese Themen sind es auch, die mich am Kino interessieren.
„Der jüngste Tag“ ist nochmals um vieles facettenreicher, es geht darin um das Thema Schuld, um den Umgang damit und die Unentrinnbarkeit; um Flucht in Obsessionen und obsessive Affären und das Scheitern daran. Alles Dinge, mit denen jeder schon einmal, wahrscheinlich in abgeschwächter Form, in Berührung gekommen ist.“

Kurzbericht über die anschließende Publikumsdiskussion mit dem Regisseur: siehe VERANSTALTUNGEN.


Von Peter PAYER wurden im Filmklub bisher gezeigt:
RAVIOLI (2002 - s. 17.9.2003) und
VILLA  HENRIETTE (2004 - s. 5.4.2006).