Boyhood

Regie u. Drehbuch: Richard LINKLATER
Kamera: Lee DANIEL, Shane KELLY
Mit: Ellar COLTRANE, Patricia ARQUETTE, Ethan HAWKE, Lorelei LINKLATER u.a.

USA 2014, OmU,  ca. 165 Min.

Mittwoch, 8. Okt. 2014

Langzeitprojekt über Kindheit und Jugend eines texanischen Buben: Wie im Zeitraffer vergehen die 12 Jahre in Masons Leben und die Erfahrungen, die er in dieser Zeit macht, sind universell und einzigartig zugleich.

Einen Arm ausgestreckt, einen Arm hinter dem Kopf verschränkt, liegt der sechsjährige Mason (Ellar Coltrane) in einer Wiese und blickt nachdenklich verträumt in den Himmel. Er steht kurz vor dem Eintritt in die Schule und lebt mit seiner älteren Schwester Samantha (Lorelei Linklater) und seiner Mutter Olivia (Patricia Arquette) in Austin, Texas. Die Eltern sind getrennt, sein Vater Mason Sr (Ethan Hawke) arbeitet in Alaska.
Wir befinden uns im Sommer des Jahres 2002 – und werden Mason von nun an die nächsten zwölf Jahre begleiten. Zwölf Jahre, in denen er und seine Schwester erwachsen werden, Erfolge und Rückschläge in der Schule erleben, Freundschaften und die erste Liebe. Aber auch zahlreiche Umzüge innerhalb des Bundesstaates Texas stehen an. Masons Mutter gerät nämlich stets an die falschen Männer, und nach der unvermeidlichen Trennung zieht die Kleinfamilie jedes Mal in ein neues Zuhause.
Nebenbei studiert Olivia und wird Lehrerin. Aus dem zunächst eher sprunghaften Mason Sr. wird im Verlauf der Jahre ein sesshafter Mann, der sich zunehmend um seine Kinder kümmert.

US Regisseur Richard Linklater („Before Sunrise“, „Before Sunset“, „Before Midnight“) erhielt für sein einzigartiges Langzeitprojekt den Regiepreis der heurigen Berlinale. Über 12 Jahre hinweg hat Linklater alljährlich mit denselben Hauptdarstellern gefilmt (39 Drehtage insgesamt). Wie seine früheren Filme zeichnet sich auch „Boyhood“ durch den philosophischen Blick auf Biografien und Prägungen aus, unaufdringlich sucht er nach dem Kern dessen, was ein individuelles Leben am Ende ausmacht.

Zugunsten fließender, weicher Übergänge zwischen den Sequenzen verzichtet der Film auf explizite Zeitangaben. Der Wandel der Zeit vermittelt sich stattdessen über die sichtbare Veränderung der Menschen, ihrer Mode und Frisuren sowie des gesellschaftspolitischen Umfelds. Wie beiläufig entwickelt sich so ein Porträt der US-amerikanischen Gesellschaft, nicht zuletzt der amerikanischen Mittelschichtsfamilie in einer von Krisen und Unsicherheit geprägten Zeit. Doch die vielleicht prägende Rolle spielt die Musik.