Mr. Turner - Meister des Lichts

Mittwoch, 25. März 2015, 19.30 Uhr:

Regie & Drehbuch: Mike Leigh
Kamera: Dick Pope
Musik: Gary Yershon
Mit: Timothy Spall, Paul Jesson, Dorothy Atkinson, Marion Bailey u.a.

GB 2014, ca. 150 Min.

Ein sensibles Ekelpaket

Die letzten 25 Lebensjahre von  Joseph Mallord William Turner (1775 – 1851).
Regisseur Mike Leigh, der mit „Topsy Turvy“ 1999 bereits das Komponistenduo Gilbert & Sullivan porträtiert hat, erweckt den berühmten Vorläufer des Impressionismus faszinierend zum Leben, ein geradezu Dickens´scher Film ist daraus geworden: Ex-Frauen, Geliebte und Seereisen, all das vor endlosen Landschaften – abgründig, traurig, aber wahr. Dazu gibt es eine Haushälterin, großartig gespielt von Dorothy Atkinson, durch die dieser „Mr. Turner“ noch greifbarer wird.
In der Titelrolle brilliert der britische Charakterschauspieler Timothy Spall, der für seine Rolle zwei Jahre lang Malunterricht genommen hat: er rüpelt, grunzt und spuckt auf die Leinwand, weil sein noch den Schweinsbraten zersetzender Speichel eine bessere Konsistenz hat als Wasser, um sich mit der Farbe zu verbinden.
Turner ist für Leigh ein Einzelgänger, nicht nur, weil ihn die akademische Szene an den Rand drängt; er will mit den Snobs der Royal Academy nichts zu tun haben und kann vom Verkauf seiner Bilder leben. Der mit Menschen so ungeduldige Turner wartet wochenlang auf das richtige Licht, bis die Sonne im rechten Winkel steht, damit er eine Ähre malen kann. Seine „unscharfen“ Gemälde zeigen das, was damals in der Fotografie und im Kino als Pictorialismus im Kommen ist.  Ziel des Pictorialismus ist es, nicht bloß ein Abbild des Motivs herzustellen, sondern eine symbolische Darstellung von Gemütszuständen zu erzielen.
Leigh verwebt die Kritik am Establishment perfekt mit den fein nuancierten Eigenschaften seiner Figuren, lässt sie zum Spiegel einer Zeit werden: Die Eisenbahn war wie die Fotografie auf dem Vormarsch, und gerade London stand im Bann des technischen Fortschritts.
Zusammen mit seinem kongenialen Kameramann Dick Pope gelingt Mike Leigh so selbst ein Kunstwerk:  die Fusion von filmischer Sprache und Turners künstlerischer Handschrift.

Goldene Palme für Timothy Spall, nominiert für 4 Oscars.
 

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