Einer von uns

Mittwoch, 20. April 2016, 19.30 Uhr:

Regie & Drehbuch: Stephan Richter
Kamera: Enzo Brandner
Musik:  Maja Osojnik, Matija Schellander

Darsteller: Jack Hofer, Simon Morzé, Christopher Schärf, Andreas Lust

A 2015, 86 Min.

Der Supermarkt mit seinem Parkplatz ist das trostlose Zentrum des Vorstadtbiotops, hier treffen sich die Jugendlichen, ob sie wollen oder nicht. Shisha rauchen, Musik hören, Flirten auf dem Filialdach – Freiheit spielen, wie man das halt so macht.

Im Dienst klopft ihnen die Polizei hin und wieder auf die Finger, nach Feierabend schielen die Gendarmen vom Grillhendlstand verächtlich zum „Gesindel“ herüber, aber eigentlich ist ihnen genauso fad. Indes nimmt im Supemarkt der Konsum seinen geregelten Lauf, unter den wachsamen Augen eines kleingeistigen Filialleiters (Markus Schleinzer), der in seinem Büro regelmäßig Blutdruck misst – Ordnung muss sein.

Der 14-jährige Julian (Jack Hofer) lernt hier den zwei Jahre älteren Außenseiter Marko (Simon Morzé), frisch aus dem Gefängnis entlassen,  kennen, mit dem er sich auf Anhieb gut versteht. Die beiden Jugendlichen geraten in Konflikt mit der Welt der Erwachsenen, sie wollen sich nicht weiter von der Supermarktverwaltung einschüchtern lassen. In einer Sommernacht kommt es zur Tragödie…

Das Spielfilmdebüt von Stephan Richter wurde von tatsächlichen Vorfällen inspiriert, bei denen am 5. August 2009 ein 14-Jähriger bei einem nächtlichen Einbruch im Kremser Stadtteil Lerchenfeld erschossen wurde. In Folge dieses Vorfalls wurde ein Polizeibeamter zu acht Monaten Haft wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verurteilt und die Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs in Österreich heftig diskutiert.  „Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben“, kommentierte zynisch der „Krone“-Kolumnist Michael Jeannée.
„Einer von uns“ ist keine Rekonstruktion mit Wahrheitsanspruch, sondern eine behutsame Interpretation, die vereinfachenden Kurzschlussurteilen jeder Art eine ausdifferenzierte Sichtweise entgegenstellen möchte. Auch der Todesschütze (Andreas Lust) wird keineswegs verteufelt.

Enzo Brandners Breitwandaufnahmen betonen die Leere, landschaftlich wie seelisch.

„Einer von uns“ erhielt 2016 den Max Ophüls Preis und den Österreichischen Filmpreis (Bester Nebendarsteller: Christopher Schärf).

 

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