Ida

Mittwoch, 9. Dez. 2015, 19.30 Uhr:

Regie: Pawel Pawlikowski
Drehbuch: Rebecca Lenkiewicz, Pawel Pawlikowski
Kamera: Ryszard Lenczewski, Lukasz Zal
Musik:  Kristian Eidnes Andersen

Darsteller: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Dawid Ogrodnik, Joanna Kulig u.a.

POL/DEN 2013, 80 Min.

Polen im Jahr 1962. Die 18-jährige Anna (Agata Trzebuchowska) ist eine Novizin, die im Kloster von Nonnen erzogen wurde. Sie steht kurz vor ihrem Gelübde, als die Ordensmutter ihr von einer noch lebenden Verwandten in der Stadt berichtet. Anna beschließt ihre Tante aufzusuchen, bevor sie sich endgültig für ein Leben mit Gott entscheidet.
Das erste Treffen der beiden Frauen verläuft wenig herzlich. Wanda (Agata Kulesza) erklärt Anna, dass ihr richtiger Name Ida sei und ihre Eltern Juden waren, die im Krieg umgebracht wurden. Noch bevor das Mädchen den Schock verarbeiten kann, wird sie auch schon wieder aus der Wohnung hinauskomplimentiert.
Bei einem zweiten Treffen erfährt Anna, dass Wanda früher als „Rote Wanda“ gefürchtet war: die härteste Strafrichterin bei den stalinistischen Schauprozessen. Ihre Mitschuld am Tod unschuldiger Menschen hat sie längst akzeptiert. Die Vergangenheit versucht sie mit Alkohol, Zigaretten und wechselnden Liebhabern zu vergessen. Nun zwingt sie Annas Besuch sich noch einmal mit ihrer tragischen Familiengeschichte auseinanderzusetzen.
Also begibt sich das ungleiche Gespann auf eine Reise in die polnische Provinz um die letzte Ruhestätte von Annas Eltern zu finden. Anna beginnt ihr eigenes Leben, ihre Ideale und ihren Glauben zu hinterfragen.

Regisseur Pawel Pawlikowski erzählt von dieser Suche in nüchternen, sorgfältig komponierten Schwarz-Weiß-Bildern, eine Hommage an das polnische Nachkriegskino mit seinen prägenden Regisseuren Andrzej Wajda und Jerzy Kawalerowicz.

Die Identitätskrise zweier Frauen erschüttert Gewissheiten, so wie Pawlikowski an anderer Stelle auch das polnische Selbstverständnis als antifaschistische Nation infrage stellt. Niemand in „Ida“ ist frei von Schuld. Dieses hochreligiöse Motiv löst Pawlikowski in einer kargen Bildsprache auf ohne daran einen moralischen Diskurs festzumachen.
Ein wunderbar stiller, konzentrierter Film, der bei der Oscarverleihung 2015 die Auszeichnung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film erhielt.
 

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