Fire - Wenn Liebe Feuer fängt

Regie u. Drehbuch: Deepa MEHTA
Kamera: Giles NUTTGENS
Musik: A.R. RAHMAN
Mit: Shabana AZMI, Nandita DAS, Kulubushan KHARBANDA, Jaaved JAAFERI u.v.a.

Kanada 1966, ca. 105 Min.

Mittwoch, 17. Jan. 2001

Frisch verheiratet zieht die junge Sita zur Familie ihres Ehemannes Jatin nach New Delhi, wo sie – gemäß indischer Tradition – freundlich und wohlwollend aufgenommen wird.

Doch innerhalb der noch glänzenden Fassade sind die familiären Strukturen brüchig geworden. Jatin will seine chinesische Geliebte auch nach der Eheschließung nicht aufgeben und ist Nächte lang außer Haus.
Doch auch Sitas ältere Schwägerin Radha ist in ihrer – schon 16 Jahre währende – Ehe unglücklich. Sie kann keine Kinder bekommen. Ihr Mann Ashok hat sich deshalb von ihr abgewandt und schenkt seine ganze Hingabe einem die sexuelle Askese predigenden Guru.
Im Gegensatz zu Radha, die ihr Schicksal mit der indischen Frauen auferlegten bedingungslosen Hingabe erträgt, ist Sita nicht gewillt, sich dieser Tradition zu fügen.

Während die Männer ihre eigenen Wege gehen, kommen sich die beiden vernachlässigten Frauen näher. Aus der Freundschaft wird Liebe, aus der Liebe Leidenschaft ...

Deepa Mehta, die in Kanada wohnende indische Regisseurin, eröffnete mit FIRE eine Trilogie über das moderne Indien. (1999 folgte EARTH, die Schilderung der folgenschweren Teilung des indischen Subkontinents, 2005 dann WATER; dieser Film spielt im Jahr 1938.)

Im Mittelpunkt der kritischen Betrachtung steht die traditionelle Stellung der Frau im Spannungsfeld zwischen der Stabilität der Großfamilie und dem Wunsch der Jugend nach größerer Freiheit und Unabhängigkeit. Innerhalb einer typisch mittelständischen Familie entwirft sie das Bild von drei Frauen, die jeweils eine indische Generation, jeweils eine Metapher für die großen Veränderungen, die mit dem schnellen materiellen Fortschritt das moderne Indien erfährt, darstellt. Die greise Schwiegermutter Biji – die ca. 35jährige Radha – die junge Sita.

Deepa Mehta zeigt den Aufbruch zweier Frauen, die ihre Fesseln abstreifen und ihren eigenen Weg gehen wollen. Ihre wachsende Liebe und Leidenschaft sprengen in dieser Befreiung ein indisches Tabu und manifestiert damit die Endgültigkeit ihrer Entscheidung. In diesem Sinn ist „Fire“ weit davon entfernt, ein „lesbischer“ Film zu sein. Regisseurin Mehta im Interview: „Sitas und Radhas Liebe ist einfach ein Vehikel dafür, die wesentlichen Fragen zu stellen: Haben die Menschen die Würde, einen eigenen Standpunkt zu haben, auch wenn dieser dem traditionellen Glauben entgegengesetzt ist?“