The Navigators

Regie: Ken LOACH
Drehbuch: Robert DAWBER
Kamera: Mike ELEY, Barry ACKROYD
Mit: Tom CRAIG, Joe DUTTINE, Steve HUISON, Venn TRACEY, Dean ANDREWS, Andy SWALLOW

UK/D/Sp 2001, ca. 95 Min.

Mittwoch, 8. Jan. 2003

Sheffield 1994. Einen Tag nach der Privatisierung der Britischen Eisenbahn werden auf dem Betriebsgelände die Firmenschilder ausgewechselt, und die Arbeiter vor die Wahl gestellt, mit einer Abfindung das Unternehmen zu verlassen oder neue Verträge zu anderen Konditionen zu akzeptieren. Denn mit der Privatisierung, so der neue Geschäftsführer, soll ein radikaler Wandel der Unternehmenskultur durchgesetzt werden.

Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von Gleisarbeitern, die in einem Depot in South Yorkshire arbeiten. Allesamt schon seit Jahren bei British Rail, sind sie nicht nur Kollegen, sondern auch enge Freunde. Zunächst machen sie sich nur lustig über ihren neuen Arbeitgeber und die kuriosen Folgen der Privatisierung. Sie merken aber sehr bald, dass die Veränderungen in ihrem Arbeitsleben und die Neuordnung des Schienennetzes sich unwiderruflich auf ihr ganzes Leben, aber vor allem auch auf ihre Freundschaft auswirken. Unter dem Druck der Konkurrenz beginnt die Kameradschaft zu bröckeln, das Mitspracherecht der Arbeiter wird auf ein Minimum reduziert und Sicherheitsstandards unterlaufen. Als es bei Gleisarbeiten zu einem schweren Unfall kommt, müssen sich die Männer entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen.

Drehbuchautor Rob Dawber war jahrelang als Arbeiter für die British Rail tätig und engagierte sich in der National Union of Railwaymen. Nach seiner Entlassung begann er das Drehbuch für The Navigators zu schreiben. In Ken Loach, dem streitbaren Dokumentaristen der britischen Arbeiterklasse, fand er einen engagierten Partner, der die Vorlage mit unsentimentalem Realismus und bitterem Humor umsetzte. Mit einfachen Mitteln, wie lockeren, auch durchaus witzigen Dialogen, lässt Loach seine Personen uns ansprechen. Wir erleben auch die private Atmosphäre, in der sich freilich fast stets ein Stück soziale Wirklichkeit verbirgt.

Das Debakel der Privatisierung von British Rail ist in England jedermann bekannt und so kann sich Loach damit begnügen, die verheerenden Folgen und zwar gerade die damit einhergehende soziale Kälte zu zeigen.

Das kleine Budget von 1,7 Mio. Pfund sieht man dem Film nicht an. Loach führt seine Truppe aus Profis und Laiendarstellern hervorragend, die Kamera schafft Unmittelbarkeit und dokumentatorische Echtheit.

Im September 2001, 7 Monate nach dem Krebstod von Rob Dawber, wurde The Navigators bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und für den Goldenen Löwen nominiert.

Anschließend fand eine Diskussion mit einem Vertreter der Eisenbahner-Gewerkschaft statt. (S. VERANSTALTUNGEN, Archiv)