Lagaan

Regie: Ashutosh GOWARIKER
Drehbuch: Kumar DAVE, Sanjav DAYMA, Ashutosh GOWARIKER
Kamera: Anil MEHTA
Musik: A.R. RAHMAN
Mit: Aamir KHAN (Bhuvan), Gracy SINGH (Gauri), Rachel SHELLEY (Elizabeth Russell), Paul BLACKTHORNE (Captain Andrew Russell) u.v.a.

Indien 2001, ca. 225 Min.

Mittwoch, 12. Mai 2004

Es war einmal, genauer gesagt 1893, im kleinen durch Trockenheit und Hungersnot bedrohten Dorf Champaner inmitten Indiens, zu einer Zeit also, als die britischen Kolonialherren noch das Sagen hatten.
Die Dorfbewohner sollen ihre in Reis erbrachte Naturaliensteuer, den Lagaan, abgeben, können das aber nicht, weil die Ernte ausgefallen ist.

In ihrer Überheblichkeit fordern die Briten, allen voran ihr Anführer, der blasierte Widerling Captain Andrew Russel, die Inder zu einem ungleichen Kampf heraus, nämlich in einem Cricketmatch gegen sie anzutreten. Sollten die Briten gewinnen, müssen die Verlierer noch mehr Steuern zahlen, gewinnen die indischen Bauern, werden ihnen die Abgaben erlassen.
Es ist der junge, leidenschaftliche Bhuvan (Indiens Super-Star und Produzent des Films Aamir Khan), der die zynische Wette eigenmächtig annimmt und in der Folge erst die Dorfbewohner davon überzeugen muss, dass seine Strategie die richtige ist. Schließlich überwindet er alle Widerstände und stellt eine Mannschaft über alle Religionen und Kasten hinweg auf.
Und nun steht dem spannendsten Cricketspiel der Filmgeschichte nichts mehr im Wege ...

Meisterlich, wie Regisseur Ashutosh Gowariker in der Inszenierung dieses Befreiungskampfes zwischen den Genres springt und es dennoch schafft, die glatt geschliffene, bruchlose Optik des Bollywoodfilms beizubehalten.
Ein klassischer Sportfilm ist „Lagaan“, weil es die meiste Zeit nur um das Spiel zu gehen scheint.
Ein Liebesfilm natürlich (wie könnte es im indischen Mainstream anders sein), in dem Bhuvan sich zwischen der englischen Lady Elizabeth, ausgerechnet Russells Schwester, und der Dorfschönheit Gauri entscheiden muss.
Ein Musical (3000 Komparsen !) mit all dem wundervollen Kitsch, der Bollywood auszeichnet, untergehende Sonnen, sehnsüchtige Seufzer, Studiostimmen, die sich den Lippen der Singenden nur beinahe synchron nähern.

Der Zusammenprall dieser künstlich wirkenden Stilmittel mit den überwältigenden Außenaufnahmen der Kamera entfaltet kraftvolle Bilder, wie man sie auf westlichen Leinwänden nur selten sehen kann.
Dass auch das Cricketmatch in seinen Auf- und Abschwüngen selbst komplett regelunkundige Betrachter zu fesseln vermag, und zwar nach mehr als zweieinhalb Stunden Vorgeschichte, liegt nicht zuletzt auch an der Musik von A.R.Rahman.

Spannung und Unterhaltung in diesem Filmepos, der erfolgreichsten und teuersten indischen Produktion aller Zeiten, sind garantiert.