Long Walk Home

Regie: Phillip NOYCE
Drehbuch: Christine OLSEN,
nach dem Buch „Follow the Rabbit-Proof Fence“ von Doris PILKINGTON
Kamera: Christopher DOYLE; Musik: Peter GABRIEL
Mit: Everlyn SAMPI, Laura MONAGHAN, Tianna SANSBURY, Kenneth BRANAGH, Jason CLARKE u.a.

Australien 2002, ca. 95 Min.

Mittwoch, 15. Okt. 2003

100 Jahre lang wehrten sich die Aborigines gegen die Landnahme der weißen Siedler in Australien. Während sich etwa in Nordamerika Weiße und Indianer regelrechte Kriege geliefert haben, dachten sich die britischen Herren subtilere Grausamkeiten für die Ureinwohner aus.

Sie sonderten die Mischlingskinder von den reinrassigen Aborigines ab und schickten diese armen Geschöpfe in staatliche Heime, um sie zu englisch sprechenden Hausangestellten und Farmarbeitern umzuerziehen. Die Regierungsverantwortlichen und Nonnen, die diese Lager leiteten, waren davon überzeugt, das Beste für die Kinder zu tun, wenn sie sie zu guten christlichen Weißen erziehen würden.
Dass es bis in die 70er Jahre diese Heime gab und für die Aborigines keine Möglichkeit bestand, sich dem Gesetz zu entziehen, macht verständlich, warum die weiße Mehrheit in Australien immer noch sehr viel Wiedergutmachung zu leisten hat.

Jigalong, West—Australien, 1931. Konsequent verfolgt der Chief Protector of Aborigines A.O. Neville (Kenneth Branagh) die australische Rassenpolitik.
Opfer dieser Politik werden auch Molly Craig (Evelyn Sampi), damals 14, ihre jüngere Schwester Daisy (Tianna Sansbury) und ihre Cousine Gracie (Laura Monaghan): Gewaltsam werden sie von ihren Müttern getrennt und in das weit entfernte Camp Moore River verschleppt. Molly beschließt mit Daisy und Gracie aus dem Camp zu fliehen. 1500 Meilen trennen sie von ihrem Zuhause.

Die einzige Orientierung, die die Mädchen in der endlosen Weite Australiens haben, ist ein Zaun, der als Schutz vor Kaninchenplagen den gesamten Kontinent durchläuft – der Rabbit-Proof Fence (so der Originaltitel des Films). Entlang dieses Zaunes glauben sie ihr Zuhause zu finden. Während ihnen unterwegs viele Menschen, auch Weiße, helfen und zu essen geben, wird ihnen der Fährtensucher Moodoo (David Gulpili) von Neville hinterhergeschickt.
Bald werden die Mädchen im ganzen Land gesucht.

Der australische Regisseur Philip Noyce kehrte nach seinem erfolgreichen Ausflug nach Hollywood („Todessstille“, „Das Kartell“, „Stundes des Siegers“) in seine Heimat zurück.
Mit LONG WALK HOME gelang ihm ein großartiger Film voller Sehnsucht, Liebe und Traurigkeit.
Der Film lebt von der unglaublichen Weite des Landes (Kamera führte Christopher Doyle genau wie bei „Hero“), von dem unglaublichen Soundtrack von Peter Gabriel und natürlich von den grandiosen Laiendarstellern.

Der dieser Geschichte zu Grunde liegende Roman von Molly Craigs Enkelin zählt heute zur Pflichtlektüre an australischen Schulen.


Der Zufall wollte es, dass der zweite 2002 gedrehte Film von Phillip Noye, THE QUIET AMERICAN nach dem Roman von Graham Greene im selben Semester auf dem Spielplan stand - s. 26.11.2003