Modern Times

Regie, Drehbuch u. Produktion: Charlie CHAPLIN
Kamera: Roland TOTHEROH u. Ira MORAN
Musik: Charlie CHAPLIN
Mit: Charlie CHAPLIN, Paulette GODDARD, Stanley SANFORD (Big Bill), Chester CONKIN (Mechaniker), Henry BERGMAN (Cafébesitzer), Stanley BLYSTONE (Sheriff) u.v.a.

USA 1936, ca. 90 Min.

Mittwoch, 28. April 2004

Maschinen sind zum Wohl der Menschen da, zur Arbeitserleichterung; sie nehmen den Arbeitern die monotonen Tätigkeiten ab, steigern den Wohlstand aller, ...
Charlie Chaplin sah das anders. Schließlich waren die 30er Jahre die Zeit der Weltwirtschaftskrise, der enormen Arbeitslosigkeit, der Unterdrückung der Gewerkschaften, des kaum vorhandenen Sozialsystems.
Und diese Zustände thematisiert er in MODERN TIMES, er kämpft hier nicht mehr gegen einzelne Polizisten, gegen brutale Goliaths oder eifersüchtige Mütter – sondern gegen eine ganze Gesellschaftsordnung, gegen die ‚modernen Zeiten’, womit er u.a. bei der amerikanischen Industrie Anstoß erregte. Schließlich war dieser Film einer der wenigen aus der Traumfabrik Hollywood, die sich in jenen Jahren ernsthaft mit den Problemen der Industriegesellschaft auseinander setzten und nicht das glamouröse Leben der reichen Schickeria darstellten.

Inhalt:
Wie Schafe trotten die Arbeiter in die Fabrik, wo das Fließband den hektischen Rhythmus bestimmt. Charlie hält diese Produktionsbedingungen nicht aus und erleidet einen Nervenzusammenbruch.
Nach seiner Entlassung aus der Heilanstalt bemerkt er, dass ein Lastwagen eine rote Warnflagge verliert. Er läuft hinter dem Wagen her, die Fahne schwenkend, um den Fahrer auf den Verlust aufmerksam zu machen. Zufällig gerät er so an die Spitze eines Demonstrationszugs von Arbeitern, die mehr Lohn fordern. Die Demonstranten werden von der Polizei verjagt und der vermeintliche Rädelsführer eingesperrt.
Die älteste Tochter*) eines Arbeits- und Mittellosen stiehlt Bananen für ihre jüngeren Geschwister – und landet auch im Arrestwagen. Die beiden können jedoch entkommen und sagen – nach weiteren Abenteuern, Missverständnissen und Verdächtigungen – gemeinsam den ‚modernen Zeiten’ ade.

MODERN TIMES war der letzte Film Chaplins, in dem er den ‚Tramp’ verkörperte, und zum letzten Mal stemmte er sich gegen das neue Medium des Tonfilms: Es gibt keinen synchronisierten Dialog; Chaplin selbst mimt zwar einen singenden Kellner, aber er singt nur Nonsensworte.

Der Film war in Nazi-Deutschland und Italien wegen ‚kommunistischer Tendenzen’ verboten. Die Idee zu MODERNE ZEITEN soll Chaplin im Gespräch mit einem Journalisten gekommen sein, der ihm erzählte, dass in Detroiter Autofabriken junge Arbeiter nach vier bis fünf Jahren am Fließband geistig oder körperlich zusammenbrachen.
Chaplins Mitarbeiter berichteten später von der anstrengenden Arbeit im Atelier. Nie war Chaplin zufrieden, immer verlangte er von sich und den anderen Höchstleistungen.
Ergebnis: Der Film kostete die damals enorme Summe von 1,5 Mill. $.

*) (Paulette Goddard war ab 1932 mit Chaplin zusammen und 1936–40 seine dritte Ehefrau.)