Die Reise des jungen Che

Regie: Walter SALLES
Drehbuch: José RIVERA
(nach „The Motorcycle Diaries“ von Ernesto Che Guevara)
Kamera: Eric GUTIER
Mit: Gael Garcia BERNAL, Rodrigo de la SERNA, Mia MAESTRO, Gustavo BUENO u.v.a.

USA/Arg/Chile/Peru 2004, ca. 130 Min.

Mittwoch, 2. März 2005

Der brasilianische Regisseur Walter Salles ist bei uns mit dem Drama „Central Station“ bekannt geworden. Seine Adaption der frühen Tagebücher des „Che“ war 2004 der Publikumserfolg in Cannes und wurde auf mehreren Festivals preisgekrönt.

Es ist das Jahr 1952 – und noch keine Rede von Revolution. Im Gegenteil: Der 23-jährige Medzinstudent Enesto Guevara de la Serna, Sohn einer argentinischen Mittelklassefamilie, plant mit seinem Freund, dem 29-jährigen Biochemiker Alberto Grando (Rodrigo de la Serna), eine neunmonatige Reise durch den lateinamerikanischen Subkontinent. Auf der klapprigen „Allmächtigen“ machen sie sich auf die Suche nach Spaß und Abenteuer.
Kampf gegen die eisige Kälte in den Anden, gesellige Abenteuer in den Städtchen an der Küste Chiles, die quälende Hitze der Atacama-Wüste, zuletzt dreiwöchige Mitarbeit auf einer Lepra-Station im peruanischen Amazonasgebiet: 8.000 Kilometer, zuerst auf dem Motorrad, dann zu Fuß, per Anhalter, Amazonasdampfer.

Je weiter Ernesto und Alberto hinunter nach Patagonien, dann die Anden hinauf bis ins Amazonas-Gebiet von Peru und weiter nach Venezuela vordringen, desto mehr begreifen sie von dem Elend dieses Kontinents. Dass Guevara ein von Gefühlsverwirrungen geplagter Durchschnittsjugendlicher war, macht den Film zunächst besonders reizvoll.

Der mexikanische Jungstar Gael García Bernal verkörpert ihn als gebildeten, schüchternen und schonungslos ehrlichen jungen Mann. Weiberheld Alberto erscheint dagegen als erdig-handfester, durch nichts zu erschütternder Kumpel. Alle Facetten dieser Freundschaft werden  urchleuchtet: das Jubelnde, das Melancholische, die Spannung zwischen Ernestos Sturheit und Albertos nachgiebiger Umgänglichkeit. Die beiden lesen Lyrik von Lorca und Neruda, noch nicht das kommunistische Manifest. Nur in Andeutungen wird der spätere Revolutionär „Che“ erahnbar.

Und doch ist es diese Reise, die die beiden jungen Männer zu gesellschaftskritischen Idealisten heranreifen lässt, von denen jeder auf seine Weise einen Weg finden wird, die Situation der Menschen zu verbessern. Schon sieben Jahre später ist „Che“ Anführer der kubanischen Revolution.

Alberto Granado lebt noch heute auf Kuba, hat dort eine Klinik eröffnet und die Dreharbeiten begleitend unterstützt.