Der General

Regie u. Drehbuch: Buster KEATON & Clyde BRUCKMAN
Kamera: Dev JENNINGS
Mit: Buster KEATON (Johnnie Gray), Marion MACK (Annabelle LEE) u.a.

USA 1926 Ca. 75 Min.

Mittwoch, 9. Nov. 2005

Stummfilmklassiker von und mit Buster KEATON

Live am Klavier: Gerhard GRUBER

Zwei Dinge liebt Johnnie Gray: den stattlichen ‚General’, eine Lokomotive des Western & Atlantic Railroad, und die schöne Annabelle Lee, das Südstaaten-Mädchen aus gutem Haus.
Anfang 1861 ist Johnnies Welt noch in Ordnung. Das ändert sich, als die Südstaaten aus der Union austreten und im April desselben Jahres Truppen des Nordens, die auf Präsident Lincolns Seite stehen, angreifen. Buster meldet sich als Freiwilliger, wird aber nach Hause geschickt (weil er – was man ihm nicht mitteilt – als Lokführer benötigt wird). Für die kriegsbegeisterte Familie Lee gilt er deshalb als „Schande der Südstaaten“.

Doch als sein ‚General’ von Spionen der Unionstruppen entführt wird, kann Johnnie beweisen, welches Pflichtgefühl in ihm steckt und nimmt ohne Zögern die Verfolgung auf...

Historischer Hintergrund:
Keaton verarbeitete eine wahre Begebenheit aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, die William Pittenger später in einem Buch aus der Sicht des Nordstaaten-Soldaten beschrieb. Er war einer von  24 Männern, die sich unter der Führung eines Geheimagenten - als Südstaaten-Zivilisten verkleidet - von Tennessee nach Atlanta. Georgia, durchschlugen.
Hier brachten sie einen Zug, gezogen von der Lok „General“ in ihre Gewalt, während die Passagiere beim Essen saßen. Es war ihr Plan, den Zug nordwärts bis Chattanooga zu fahren, wo sie sich mit den Truppen der Union vereinen wollten, nachdem sie unterwegs alle Brücken zerstört und alle Verbindungen gekappt hatten.
Der Lokführer des Zuges, William A. Fuller, nahm gemeinsam mit einem Passagier namens Anthony Murphy die Verfolgung auf, zuerst zu Fuß, dann auf einer Hebel-Draisine und schließlich auf drei verschiedenen Lokomotiven. Die Entführer trennten nur mehr ein paar Meilen von ihrem Ziel, als Fuller sie auf der „Texas“ einholte. Die meisten der Entführer wurden gefasst, mehrere von ihnen hingerichtet.

Filmtechnik:
Wie in seinen anderen Filmen auch, ließ Keaton sich selbst bei den gefährlichsten Szenen nicht von einem Stuntman vertreten – er selbst sprang von Waggon zu Waggon, saß zuvorderst auf dem Schutzgitter der fahrenden Lokomotive usw.
Wie es damals bei der Entstehung von Komödien üblich war, hatte man kein präzises Drehbuch. Handlung und Gags wurden von Tag zu Tag improvisiert. Dennoch besitzt der vollendete Film eine perfekte symmetrische Struktur, mit der Szene, in der Annabelle aus dem Hauptquartier des Feindes gerettet wird, als seinem Zentrum. Die Kernhandlung der beiden Hälften bildet jeweils eine Verfolgungsjagd per Lokomotive, wobei die zweite eine direkte Umkehrung der ersten darstellt.

Eine der (bis 1928) teuersten Filmszenen war der Sturz der Verfolgungslokomotive von der zusammenbrechenden Brücke – die Filmgesellschaft konnte es sich nicht mehr leisten, die Trümmer zu entfernen, die in den Folgejahren sogar Touristen anlockten.


Eine ausführliche Inhaltsangabe mit Hintergrundinformationen (auf Englisch) bietet "filmsite".