Exile Family Movie

Regie u. Drehbuch: ARASH
Ö 1994-2006 Ca. 95Min.

Mittwoch, 23. Mai 2007

Anschließend: Diskussion mit dem Regisseur


„Der iranisch-stämmige Wiener Filmemacher Arash T. Riahi legt mit dieser autobiografischen Doku eine unterhaltsame Tragikomödie vor.“ (Falter)

1983 flohen seine Eltern aus dem Iran und landeten schließlich in Österreich. Andere Familienmitglieder emigrierten nach Schweden und in die USA, ein Großteil blieb im Iran. Zerstreut in alle Himmelsrichtungen beschloss man, mittels Videobotschaften zu kommunizieren, einander an freudigen wie traurigen Familienereignissen teilhaben zu lassen. 1994 beginnt Arash, Besuche von Familienmitgliedern aufzuzeichnen: “Die folgenden Bilder waren für meine Verwandten im Iran bestimmt”, stellt er zu Beginn fest.

Doch aus diesen Bildern für die Familie werden solche über die Familie: Nach der Vorstellung der Mitglieder – Eltern, Geschwister, Tante Moti und Cousin Masood in den USA, die Großeltern und Cousine Ghodsi, die Arash und seine Familie in Wien besuchen – beschließt man, sich auf Pilgerfahrt nach Mekka zu begeben, um sich auf “neutralem” Boden endlich zu treffen.

In Mekka drängt plötzlich das Außen stärker in die Erzählung: Bilder von der Stadt, vom Bazar und dem Platz vor der großen Moschee, versteckt und in dauernder Angst vor Entdeckung gefilmt, durchbrechen die davor hauptsächlich im privaten Bereich aufgenommenen. Wurden zuvor über Einrichtungen und Alltagshandlungen unterschiedliche kulturelle Prägungen angedeutet, werden diese nun im Zuge des Familientreffens und angesichts der - für alle - “fremden” Stadt offenbar.

Zwischen Umarmungen und Wiedersehensfreude mischen sich Gespräche über den allgegenwärtigen Schleier, die Rechte der Frau im Islam und die Sinnhaftigkeit von Gebeten. Von Fluchterlebnissen, Bedrohung durch das iranische Regime wird berichtet. Doch nicht selten rettet ein Ausspruch voll trockenen Humors die Situation vor dem Abgleiten in Sentimentalität. Die reine Zurschaustellung des eigenen Lebens, die reine “Nabelschau”, die jegliche gesellschaftlichen Verhältnisse ausspart, wäre ein Mangel. Doch der Film erzählt nicht nur die Geschichte eines Familientreffens, sondern beinahe beiläufig und mit großer Leichtigkeit ebenso eine solche von Verfolgung, Emigration, Ortlosigkeit, Entbehrungen und vom Kampf für liberale Ideale – anhand der Figur des Vaters etwa, der als einziger nicht nach Mekka reist, da er noch immer die Verfolgung durch das iranische Regime fürchtet und seine Familie nicht in Gefahr bringen will –, von Träumen und Hoffnung.

“Wunderbar wie aus einer privaten Perspektive Einblicke in Zusammenhänge gegeben werden, die heute Weltpolitik konturieren.” (die tageszeitung, Berlin)

(Unterrichts)Materialien zum Film gibt es als pdf von "Kino macht Schule".


Info über die Diskussion mit dem Regisseur unter VERANSTALTUNGEN.

Siehe auch Arash Riahis für den Auslands-Oscar 2010 nominierten Spielfilm "Ein Augenblick Freiheit", der im Rahmen der 10-Jahre-Filmreihe gezeigt wurde (24.9.2009)