Letters from Iwo Jima

Regie: Clint EASTWOOD
Drehbuch: Iris YAMASHITA
(nach „Picture Letters From Commander in Chief“ von Tadamichi Kuribayashi)
Kamera: Tom STERN
Mit: Ken WATANABE (General Tadamichi Kuribayashi), Kazunari NINOMIYA (Saigo), Tsuyoshi IHARA (Baron Nishi), Ryo KASE (Shimizu) u.v.a.

USA 2006, ca. 140 Min.

Mittwoch, 12. März 2008

Erstmals erscheinen in einem Kriegsfilm aus Hollywood die Vereinigten Staaten als Feind, dem es zu widerstehen gilt.

Der zweite Teil von Eastwoods Iwo Jima-Epos ist aber kein einfaches Gegenstück, das einzelnen Szenen aus FLAGS OF OUR FATHERS (5.3.) neue Aspekte hinzufügt und sie so im Nachhinein erklärt. LETTERS FROM IWO JIMA erweitert auch den Themenkreis: Im Vorgänger ging es um das Bedürfnis nach Helden, um Legenden, Wahrheit und Propaganda; hier werden solch belastete Begriffe wie Ehre, Loyalität und Todesmut verhandelt. „To die with honor“ – dieser Wunsch eines japanischen Soldaten zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.

Im Mittelpunkt des Films steht der japanische General Kuribayashi, der um die Aussichtslosigkeit seiner Mission weiß und sie trotzdem entschlossen und umsichtig erfüllt. Zu großen Teilen spielt der Film in dem neu geschaffenen Tunnelsystemen, die die Soldaten selten verlassen. Kaum Licht, wenig Platz – während die Amerikaner in Flags of Our Fathers unter freiem Himmel schutzlos ins Mündungsfeuer liefen, vermittelt Eastwood hier ein Gefühl der Klaustrophobie. Der Blick ist eingeschränkt – nie ahnt der Zuschauer, was passieren wird. Plötzlich steht ein Japaner in Flammen - und man erinnert sich der Flammenwerfer, die die GIs im ersten Film benutzten.

Häufig waren in US-Kriegsfilmen die Japaner gesichtslose und unerbittliche Feinde, die keine Gnade kannten. Eastwood zeigt sie hingegen als gewöhnliche und verletzliche Männer mit normalen Träumen und Bedürfnissen. Sie sind Opfer einer autoritären Gesellschaft, die den Wert des Individuums verneint und den Selbstmord glorifiziert. Diejenigen, die leben wollen, warten hungrig und durstig, ohne Munition vergeblich auf Unterstützung aus Tokio. Der Kinderchor, der aus dem Radio ein Loblied auf die Helden von Iwo Jima singt, muss ihnen wie Hohn erscheinen.