Mit Mistgabel und Federboa

Regie u. Kamera: Taggart SIEGEL
Drehbuch: John PETERSON

USA 2005, ca. 85 Min.

Mittwoch, 4. Juni 2008

Farmer Johns Kampf gegen die Agrarindustrie

John Petersons Familie arbeitet seit Jahrzehnten tief im konservativen Mittleren Westen, im Bundesstaat Illinois - Welten entfernt aber von dessen größter Stadt Chicago. Zwar übernimmt John nach dem frühen Tod seines Vaters die Farm. Vom nahe gelegenen College, das er nebenbei besucht, bringt er aber Hippies und jede Menge (aus der Sicht seiner Nachbarn und Verwandten) übergeschnappter Ideen mit auf die Farm. Die Studenten drehen durchgeknallte Filme, betreiben dilettantisch Landwirtschaft, singen und leben das Leben einer Landkommune.
Natürlich verbreiten sich in der umliegenden Gegend bald wie Lauffeuer Gerüchte, hier seien drogensüchtige Satanisten dabei, kleine Kinder zu schlachten.
Die Idylle als Oase der Freiheit inmitten der Reaktion ist nicht von Dauer. Es sind schwere Zeiten für die Landwirtschaft, John Peterson muss einen großen Teil des weitläufigen Farmgeländes verkaufen. Er geht nach Mexiko, schreibt ein Theaterstück über die Widrigkeiten des Handwerks, das vor Farmern mit Tränen in den Augen aufgeführt wird. Dann hat er die eine oder andere Erleuchtung und beginnt, auf den Feldern Bio-Gemüse anzubauen. Von homöopathischen Düngemethoden über den chemiefreien Kampf gegen Ungezieferhorden geht alles ökologisch korrekt zu. Als die Bio-Mode von den Großstädten her in den USA Fuß zu fassen beginnt, wird seine Farm zum Öko-Kollektiv "Angelic Organics" (Website: http://www.angelicorganics.com), dessen Produkte mehr und mehr Kunden sich etwas kosten lassen.
Kurzum: Eine Erfolgsgeschichte mit viel Anstrengung, aber doch einem Happy End.

John Peterson ist um einiges seltsamer, als schon diese Aufzählung ihn erscheinen lassen dürfte. Zum Beispiel liebt er es, im Fummel auf dem Traktor zu sitzen oder im Bienenkostüm mit seiner Freundin Leslie über die Felder zu springen. Er liebt, sagt er im von ihm selbst geschriebenen Erzähltext, Stahl, der sich in die Erde gräbt, er liebt die Verkleidung, die Natur und entdeckt irgendwann Rudolf Steiner. Er ist, mit einem Wort, von einer auch für US-Verhältnisse wirklich bizarren Individualität, in der zusammenkommt, was nach landläufiger Vorstellung von Normalität nicht zusammenpasst.

Der Film und sein Protagonist werden alle Fans des esoterisch-ökologischen Landbaus fraglos hellauf begeistern. Aber auch für jene, die das ganze einschlägige geistige Rüstzeug für, wenn auch ziemlich harmlosen, Unfug halten, ist das alles keineswegs uninteressant. Es beginnt schon damit, dass das Leben des John Peterson seit den fünfziger Jahren bestens auf Film dokumentiert ist. Johns Mutter Anna, ein Fan von Jim Morrison, brachte eine Farbfilm-Super-8-Kamera auf die Farm. John und seine Familie haben sich durch die Jahrzehnte hindurch ständig gefilmt; dieses Material ergänzt die Bilder des Dokumentarfilmers Taggert Siegel auf faszinierende Weise.


Als Vorfilm: THE MEATRIX - mehrfach ausgezeichnete Parodie auf die Agrarindustrie

Im Internet:
- „The Meatrix“: animierte Parodie in drei Teilen (THE MEATRIX [deutsche Version],  THE MEATRIX
- Revolting [= widerlich, abstoßend], THE MEATRIX II 1/2) nach Motiven der "Matrix"-Filme (Matrix, Matrix Reloaded, Matrix Revolutions)
- „Grocery Store Wars“: mit Anklängen an "Star Wars"

Weitere Filme und Infos bei:

- Sustainable Table
- Free Range Studios

- green.tv