Sommer 1972

Regie: Wilma CALISIR
Kamera: Johannes ÖHE
Mit: Hatice AYDIN, Doris CALISIR, Irfan CALISIR, Osman CALISIR, Ulrike CALISIR, Wilma CALISIR, Walter FAUNIE u.a.

Ö 2012, ca. 90 Min.

Mittwoch, 21. Nov. 2012


SOMMER 1972 ist eine Suche nach den eigenen Wurzeln. Wir begleiten die junge Filmemacherin Wilma Calisir auf einer Reise in die Vergangenheit ihrer weitverzweigten Familie. Ihr Weg führt sie in die Türkei, wo ihre niederösterreichische Mutter einst als junge Touristin jenen blonden (!) Türken kennen lernte, der ihr dann mit Teilen seiner Verwandtschaft nach Waidhofen a.d. Ybbs folgte, um sie zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen.

Es sind unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Generationen und unterschiedliche Mentalitäten, die hier – nicht immer harmonisch – aufeinandertreffen.
Ausgehend vom titelgebenden Sommer 1972, in dem mit dem Türkei-Urlaub von Wilma Calisirs Mutter ein gänzlich neues Kapitel in der Geschichte beider Familien begann, wird aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, was seither geschah.
Die fragmentierte Erzählweise gibt einen stimmigen Einblick in die Brüche zwischen den verschiedenen Betrachtungsweisen und in die Emotionalität subjektiven Erinnerns. Das Fremde ist das jeweils Andere.
Das gilt für den Blickwinkel der österreichischen Familienmitglieder genauso wie für die Perspektive der Neuankömmlinge. War man in der Kreisky1Ära gegenüber den Zuwanderern zwar misstrauisch und neugierig vorurteilsbeladen, lässt sich dennoch der Unterschied zum heutigen, offensiv fremdenfeindlichen Klima erahnen.

Aus einem Interview mit Wilma und Doris Calisir:
Wie hat die Familie auf dieses Projekt reagiert, das ja auch einen Eingriff in die Privatsphäre bedeutet?
Wilma: Meine Mutter war zunächst eher skeptisch, ließ sich aber durch den Bezug zur Zeitgeschichte überzeugen: zu zeigen, dass und wie sich die Welt verändert. Und mein Vater war immer schon der Meinung, dass es notwendig wäre, einen Film über ihn zu machen ...
Doris: Er war auch der Meinung, dass ein Film gar nicht ausreicht ...
Wilma: Er war erleichtert, so nach dem Motto: Na endlich macht wer einen Film über mich ...


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