Tage und Wolken

Regie: Silvio SOLDINI
Drehbuch: Doriana LEONDOFF, Francesco PICCOLO
Kamera: Ramiro CIVITA
Mit: Margherita BUY, Antonio ALBANESE, Giuseppe BATTISTON, Alba ROHRWACHER, Ragioner TERZETTI u.a.

CH/I 2007, ca. 115 Min.

Mittwoch, 18. Nov. 2009, 19.30 Uhr

Italienische ‚Szenen einer Ehe’

Elsa (Margherita Buy) und Michele (Antonio Albanese), ein gutsituiertes Ehepaar mittleren Alters, leben in einer schönen Altbauwohnung in Genua.
Michele ist Mitinhaber einer Spedition, das Paar lebt gut und reist viel. Elsa hat sich soeben einen Traum erfüllt und ihren Doktortitel in Kunstgeschichte gemacht. Die schönen Ohrringe und die Party, mit denen Michele Elsa nach der Promotion überrascht, künden von einer immer noch zärtlichen Liebe – ein sympathisches Paar, das perfekte bürgerliche Glück.

Doch dann wird Michele von seinen Firmenpartnern ins Abseits gestellt und verliert seine Arbeit. Rasch geraten die finanziellen Grundlagen des Paars ins Wanken.
Zunächst geht es nur um die Einschränkung des bisherigen Lebensstils. Da muss die geplante Kambodscha-Reise gestrichen, die Yacht verkauft und auf kostspielige Besuche von Luxus-Restaurants verzichtet werden. Schon bald folgt auf den Verkauf der geräumigen Stadtwohnung der Umzug in eine Hochhaussiedlung am Stadtrand, deren Beengtheit fast physisch spürbar gemacht wird.
Noch schlimmer aber ist für Michele die psychische Belastung durch das Gefühl von Überflüssigkeit und Scham gegenüber seiner Frau, die eine Stelle in einem Callcenter annimmt, und der erwachsenen Tochter. Auf der Suche nach neuen Wegen den Alltag zu organisieren, steht bald das ganze bisherige Leben auf dem Prüfstand - auch die Beziehung zwischen Elsa und Michele.

Der Italoschweizer Silvio Soldini, gefeierter Regisseur von "Brot & Tulpen" (Filmklub 2001), drehte seinen neuen Film „Tage und Wolken“ in der Hafenstadt Genua. Wie die Briten Ken Loach und Mike Leigh schildert Soldini die Folgen des sozialen Abstiegs, blickt dabei aber nicht auf die Arbeiterschicht, sondern auf das gehobene Bürgertum.
Eindringlich zeigt Soldini, wie sich aus Arbeitslosigkeit Gereiztheit und Aggressionen entwickeln. Die wunderschönen, unterkühlten Bilder der Stadt am Meer und die genau beobachteten Veränderungen zwischen den Menschen begeisterten in Italien über 1,3 Millionen Besucher und brachten dem Film zwei Auszeichnungen mit dem italienischen Filmpreis David di Donatello ein.