Am Sonntag bist du tot

Mittwoch, 8. April 2015, 19.30 Uhr:

OT: Calvary
Regie & Drehbuch: John M. McDonagh
Kamera: Larry Smith
Musik: Patrick Cassidy
Mit: Brendan Gleeson, Chris O′Dowd, Kelly Reilly, Aidan Gillen u.a.

IRL 2014, ca. 100 Min.

Schuld-und-Sühne-Drama von großer Eindringlichkeit

„Ich höre Ihnen zu", versichert Pater James Lavelle (Brendan Gleeson) seinem verborgenen Gegenüber im Halbdunkel des Beichtstuhls. "Ich werde Euch umbringen, Vater." – "In der Tat eine alarmierende Eröffnung", entgegnet Lavelle trocken.

Pater James Lavelle leistet seinen Dienst in der westirischen Provinz. Und hat sich nichts vorzuwerfen, was einen Mord rechtfertigen würde. Er ist zugewandt, ehrlich um seine Gemeinde bemüht. Und nun soll er sterben, am kommenden Sonntag. Gerade weil er ein guter Priester ist. Sein Mörder will ein Exempel statuieren. Als Rache dafür, dass er als Kind von katholischen Geistlichen sexuell missbraucht wurde.
Wegen des Beichtgeheimnisses schaltet James die Polizei nicht ein, aber weglaufen will er auch nicht. Also versieht er weiterhin den Dienst in seiner Gemeinde. Er besucht seine Schäfchen und kümmert sich um ihre Probleme. Die wissen das allerdings wenig zu schätzen. Zurückweisung schlägt ihm überall entgegen, vom zynisch gewordenen Arzt, der nicht an Gott glaubt, über den Metzger, der wahrscheinlich seine Frau schlägt, bis zu dem ständig betrunkenen Millionär, der die Lust am Leben verloren hat.

Der irische Ausnahme-Schauspieler Brendan Gleeson steht nach der Hauptrolle in der Gangsterkomödie „The Guard“ (die 2011 überraschend zum erfolgreichsten irischen Film aller Zeiten wurde) schon zum zweiten Mal für Regisseur John Michael Mc Donagh vor der Kamera.  Er spielt den Priester Lavelle als zupackenden Kerl, der um das Unglück in der Welt weiß und sich ihm mit seinem massigen Körper entgegenstellt. Auch wenn man in jeder Szene spürt, wie schwer das Gewicht auf seinen Schultern ist.

„Calvary“ erscheint auf den ersten Blick als rabenschwarze Satire auf eine katholische Kirche, die mit sich selbst ebensowenig im Reinen ist wie die von ihr beseelsorgte Provinzgesellschaft – und ist dennoch nicht weniger als die ebenso zeitlose wie aktuelle Auseinandersetzung mit Sühne, Opfer und Stellvertretung.
 

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