Sin nombre

Regie u. Drehbuch: Cary FUKUNAGA
Kamera: Adriano GOLDMAN
Mit: Edgar FLORES, Paulina GAITAN, Tenoch HUERTA, Marco Antonio
AGUIRRE, Leonardo ALONSO u.v.a.

Mex/USA 2009, ca. 95 Min.

Mittwoch, 26. Jan. 2011

„Sin nombre“, ohne Namen, uninteressant sind für die Medien die meisten Mittelamerikaner. Einerseits die Mitglieder verrohter Jugendbanden (Maras) – wie El Casper. Die Bosse verlangen unbedingten Gehorsam, dulden keinen Widerspruch, kennen keinerlei Skrupel.
Andererseits die auf ein besseres Leben hoffenden Flüchtlinge, die in und auf übervollen Güterzügen in die USA wollen - wie die junge Sayra. Als Casper sie gegen seinen eigenen Chef verteidigt, wird er als Abtrünniger gejagt.

Tapachula, ganz im Süden Mexikos. Gewalt gehört zum Alltag des 18-jährigen Casper (Edgar Flores) und des erst 12-jährigen Smiley (Kristyan Ferrer), die um ihren Platz in der brutalen Gang Mara Salvatrucha kämpfen.
Botengänge, Schutzgeld erpressen, neue Mitglieder rekrutieren - die Mara ist ihr Leben. So ist die Realität in Zentralamerika: Vor allem in den Armenvierteln von El Salvador und Honduras hat die Mara geschätzte 100.000 Mitglieder - die meisten Halbwüchsige. Sie leben "la vida loca", das verrückte Leben - Drogen, Erpressung, Mord. Zukunft: nicht vorgesehen. Die Polizei ist chancenlos.

Sayra (Paulina Gaitan), eine Jugendliche aus Honduras, will es, zusammen mit ihrem Vater und ihrem Onkel, auf Güterzügen quer durch  Zentralamerika bis in die USA schaffen: „al norte“. Was höchst gefährlich ist: Wer nicht vom Zug fällt, der läuft Gefahr, von der Polizei oder der "Migra", der Einwanderungsbehörde, geschnappt zu werden. Oder sie werden von Gangs überfallen. Mara-Mitglieder kontrollieren diese Züge, rauben den Flüchtlingen das Wenige, was sie haben. Als sein Boss Sayra bedroht, rettet Casper sie, indem er Lil Mago (Tenoch Huerta Mejía) tötet. Damit hat Casper gegen das eherne Gesetz der Mara verstoßen. Von nun an sind er und Sayra auf der Flucht Richtung Grenze. Und versuchen das Unmögliche: der Mara, die Smiley auf Casper ansetzte, zu entkommen …

"Sin nombre", das Regiedebüt des US-Amerikaners Cary Fukunaga (Jahrgang 1977), ist ein Film voller Gewalt. Und er ist gewaltig. Fukunaga zeigt das Gang-Milieu ungeschminkt und brutal; atemberaubende Bilder der vorüberziehenden Landschaften stehen in Kontrast zum Elend auf dem Zugdach.

Der Film hatte 2009 Premiere auf dem Sundance Film Festival und gewann dort den Preis für die beste Regie.