Kill Billy

Mittwoch, 7. Sept. 2016, 19.30 Uhr:

Regie & Drehbuch: Gunnar Vikene
Kamera: Simon Pramsten
Musik:  Johan Husvik
Darsteller: Bjørn Sundquist, Björn Granath, Grethe Selius u.a.

N 2014, deutsche Synchronfassung, 88 Min.

Seit mehr als 40 Jahren betreibt Harold Lunde (Bjørn Sundquist) im norwegischen Asane, einem Stadtteil von Bergen, ein Möbelgeschäft. Die Hälfte aller Häuser sind dort, so Harold, von ihm eingerichtet.
Als der schwedische Möbelriese Ikea gleich neben „Lundes Furniture“ die größte Filiale Skandinaviens errichtet, ist das Lebenswerk von Harold und seiner Frau Marny (Grethe Selius) ruiniert: er muss Konkurs anmelden. Auch sein Haus geht an die Bank. Alles weg.
Als Marny überraschend stirbt, gerät Harold in eine Lebenskrise, aus der ihm auch sein Sohn nicht heraushelfen kann. Denn der ist alkoholkrank und beziehungsunfähig.
Da verfällt Harold auf die Idee den „Verursacher“ allen Übels, Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Björn Granath), zu entführen und bricht in seinem alten Saab nach Schweden auf. Nach einer ausgedehnten Reise durch Nacht und Schnee trifft er dort auf die 16-jährige Ebba (Fanny Ketter), die ihrer lebensuntüchtigen Mutter den Rücken gekehrt hat und für Harolds Entführungsplan eine Grundsympathie hegt. Und der schrullige Coup gelingt tatsächlich.
Doch Kamprad, der als extrem geizig verschriene Multimillionär mit dubioser NS-Vergangenheit, macht keine allzu großen Anstalten seinem Entführer wieder zu entkommen. Sie sind sich nicht unsympathisch. Wahrscheinlich sind sie sich sogar ähnlich
Ein skurriles Trio, das da in einem Wohnwagen im Nordland haust.

Die Nonchalance, mit der man im Norden Europas an „Institutionen“ wie Ikea herangeht, ist beeindruckend.
Der norwegische Regisseur Gunnar Vikene hat nach einer Erzählung des Schriftstellers Frode Grytten einen grundmelancholischen Film mit heiteren Einsprengseln gemacht, der in erster Linie von Bjørn Sundquists facettenreichem Mienenspiel getragen wird. Sundquist zeigt Harald Lunde, wie er auf dem schmalen Grat zwischen Resignation und Wut ein letztes Stückchen seiner Würde verteidigt.

 

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