Müllers Büro

Mittwoch, 10. Mai 2017, 19.30 Uhr:

Regie&Drehbuch: Niki List
Kamera: Hans Selikovsky
Musik:  Ernie Seubert
Darsteller: Christian Schmidt, Andreas Vitasek, Barbara Rudnik, Sue Tauber, Maxi Sukopp, I Stangl, Niki List u.a.

A 1986, 104 Min.

Privatdetektiv Max Müller (Christian Schmidt), wie meistens ohne Arbeit und finanziell völlig abgebrannt, nimmt wieder einmal einen unwiderruflich letzten Schluck Whisky, als eine atemberaubende Blondine (Barbara Rudnik) sein Büro betritt. Sie nennt sich Ingrid Bergman und tischt eine reichlich verworrene Geschichte auf. Dann reicht sie ihm ein Bündel Banknoten und bittet ihn ihren verschwundenen Verlobten aufzuspüren. Max Müller fackelt nicht lange und steigt mit seinem Assistenten Larry (Andreas Vitasek) hinab in die Wiener Unterwelt. Natürlich bleibt ihm nicht lange verborgen, dass seine geheimnisvolle Klientin nicht nur einen falschen Namen benutzt, sondern eigentlich schon 24 Stunden tot sein müsste…
Der österreichische Regisseur Niki List (1956-2009) beweist, wie vergnüglich es sein kann, nicht nur die Genres, sondern auch die Epochen der Kinogeschichte durcheinanderzuwirbeln. Sein Detektiv Max Müller, eine Mischung aus Humphrey Bogart, Jerry Cotton und James Dean, ermittelt mit der Unbeholfenheit eines Kottan. Amerikanischer „film noir“ der 40er und 50er Jahre wird dabei fröhlich mit Gesangsauftritten im Stil der deutschen und österreichischen Schlagerparaden jener Jahre gepaart („Guten Tag, schöne Frau“, „Ich will keine Schokolade“, „Weil ich so sexy bin“). So ist der eigentliche Gegenstand des Films nicht die Handlung, sondern der „Detektivfilm“ bzw. Film schlechthin.

Die schrill-schräge Krimi-Parodie aus Wien wurde vor 30 Jahren zum Sensationserfolg im deutschsprachigen Kino und war mit knapp 450.000 Besuchern der österreichische Kinohit des Jahres 1986.
Der für 5,5 Millionen Schilling produzierte Film spielte dadurch ein Mehrfaches seiner Kosten ein. Noch erfolgreicher aber wurde „Müllers Büro“ in der damaligen DDR. Produzent Veit Heiduschka: „Da hatten wir an die zwei Millionen Besucher.“ Beim Tokyo International Film Festival wurde  Regisseur Niki List 1986 mit dem „Young Cinema Tokyo Award“ ausgezeichnet.  Ein Jahr später erschien sogar eine japanisch untertitelte VHS-Kassette von „Müllers Büro“.

Reinhard Theiser, der am Soundtrack mitgewirkt hat, war an diesem Abend dabei und erzählte nach der Vorstellung über die turbulente Produktion des mit relativ kleinen Mitteln hergestellten Films.