Verschwinden / Izginjanje

Mittwoch, 16. November 2022, 19.30 Uhr:

Regie: Andrina Mračnikar
Drehbuch
: Andrina Mračnikar
Kamera: Judith Benedikt
Musik: Peter Kutin

AT/SI 2022, Dokumentarfilm, 99 Min.

Alexander van der Bellen war der erste österreichische Bundespräsident, der sich offiziell bei den Kärntner Slowenen und Sloweninnen „für das erlittene Unrecht und für die Versäumnisse bei der Umsetzung von verfassungsmäßig garantierten Rechten“ entschuldigte – auf Slowenisch. Doch auch diese überfällige Geste ändert nichts an der Tatsache, dass schon viel verlorengegangen ist und mit den Älteren auch das Slowenische in Südkärnten ausstirbt – es verschwindet: „izgine“. Während Slowenisch Ende des 20. Jahrhunderts noch als Alltagssprache vorhanden war, so wird es heute gerade noch im zweisprachigen Unterricht gesprochen.

1920 hatten viele Kärntner Slowenen für den Verbleib Kärntens in Österreich gestimmt. Versprochen wurde ihnen, wie auch im Staatsvertrag 1955 festgeschrieben, die Gleichbehandlung, inklusive Zweisprachigkeit. Doch das Narrativ von den guten „Windischen“ und von den bösen „Slowenen“ ist bis heute nicht verstummt. So hieß es dann 1938 alle zehn Meter „Kärnten spricht deutsch“, später wurden Hunderte slowenisch-kärntnerische Familien in KZs und Arbeitslager deportiert.

Regisseurin Andrina Mračnikar hat bereits 2006 mit „Der Kärntner spricht Deutsch“ das slowenische Lebensgefühl und die Wunden der Minderheit via Oral history filmisch aufbereitet. Mit ihrem dritten Dokumentarfilm gewann die Kärntner Slowenin den Publikumspreis bei der diesjährigen Diagonale. Ihr geht es weniger um Agitation als um Emotion. „Verschwinden/Izginjanje“ verortet historisch, so sind die Kärntner Volksabstimmung und der Ortstafelsturm 1972 (bis zu dessen politischer „Lösung“ im Jahr 2011) Ankerpunkte der Erzählung, sie spart aber auch bewusst aus. Der Name Haider bleibt unerwähnt, die Aus einandersetzungen des Ortstafelsturms werden nur angeschnitten.

Aus dem Off bittet Andrina Mračnikar mit sanfter Stimme, meist auf Slowenisch, die eigene Familie zum Gespräch und spinnt so eine sehr persönliche Geschichtserzählung über Kärntner Slowenen heute.

In Anwesenheit von Gerhard Daurer (Schnitt)

Fotos © Filmdelights