Der große Ausverkauf

Regie u. Drehbuch: Florian OPITZ
Kamera: Andy LEHMANN, Christoph MOHR
Musik: Marcus SCHMICKLER

D 2006, ca. 95 Min.

Mittwoch, 3. Okt. 2007

Minda Lorando in Manila (Philippinen) kann sich die Dialyse für ihren kranken Sohn nicht mehr leisten und muss sich im Krankenhaus sagen lassen, sie solle sich damit abfinden, dass er stirbt.

Menschen wie Bongani im Township von Soweto (Südafrika) haben ihr ganzes Leben lang gearbeitet, um sich ein bescheidenes Häuschen leisten zu können, nun aber sitzen sie in Finsternis und Kälte, weil der Strompreis in astronomische Höhen gestiegen ist.

Und in Cochabamba, der drittgrößten Stadt Boliviens, wird ein Gesetz verabschiedet, das den Einwohnern das Sammeln von Regenwasser verbietet, um den Profit des milliardenschweren US-Konzerns Bechtel nicht zu gefährden.

Alles Schauermärchen aus der so genannten Dritten Welt ?
Wer so denkt, sollte dem britischen Lokführer Simon bei seinen Ausführungen über die Zustände bei British Rail zuhören. Illustriert werden sie mit Aufnahmen von heruntergekommenen Bahnhöfen,  die durchaus in Slums liegen könnten.

Das Zauberwort, das all diesen Wahnwitz erklärt, lautet Privatisierung. Über deren Folgen hat der Deutsche Florian Opitz (Jahrgang 1973) in mehreren Jahren Arbeit einen klugen Dokumentarfilm gedreht. In vier ineinander verwobenen Erzählsträngen bringt „Der große Ausverkauf“ dem Zuschauer das abstrakte und umstrittene Phänomen „Privatisierung“ nahe. Dies geschieht über die einfühlsamen Porträts von Menschen, die von den oft inhumanen und fehlgeleiteten Versuchen, das Wirtschaftswachstum zu steigern, betroffen sind.
Und die auf ihre ganz persönliche Art und Weise Widerstand leisten.

Dazwischen kommt Joseph E. Stiglitz, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften und Kritiker der neoliberalen Ideologie, zu Wort: „Ich habe einmal bestimmte Aspekte der Wirtschaftspolitik mit moderner Kriegsführung verglichen. In der modernen Kriegsführung versucht man zu entmenschlichen, das Mitgefühl zu beseitigen. Man wirft Bomben aus 15000 Metern, aber man sieht nicht, wo sie landen, man sieht keine Schäden. Genauso ist es in der Wirtschaft: Man redet über Statistiken und nicht über die Menschen hinter diesen Statistiken.“


(Unterrichts)Materialien des "Instituts für Kino und Filmkultur" können als pdf herunter geladen werden.