Die rote Schildkröte

Mittwoch, 20. Dezember 2017, 19.30 Uhr:

OT: La tortue rouge
Regie & Drehbuch: Michael Dudok de Wit
Musik:  Laurent Perez Del Mar

J/F/B 2016, Anime, Stummfilm, 80 Min.

Ein Schiffbrüchiger treibt durchs Meer, die Wellen drohen ihn zu verschlucken. Irgendwann verliert der Mensch das Bewusstsein und wacht am nächsten Tag an einem Strand auf. Es ist eine winzige tropische Insel, auf der Krabben, Schildkröten und Möwen leben, es gibt ein Wäldchen und einen Teich, ein paar Felsen. Sonst nichts. Der Mensch versucht ein Floß zu bauen, doch kaum hat er es aufs offene Meer geschafft, bringt ihn eine Riesenschildkröte zum Kentern und er muss umkehren. Jeder seiner Fluchtversuche scheitert an dem Tier. Bis seine Enttäuschung zu groß wird und er etwas Unverzeihliches tut.

Michael Dudok de Wit ist ein Meister des minimalistischen Stils. Bereits in seinem Oscar-prämierten Kurzfilm "Father and Daughter" erzählen schlichte Linien und von ihnen angedeutete Flächen eine Geschichte - ohne Worte oder Mimik. Seine Bildsprache ist stark geprägt von der Strichführung japanischer Farbholzschnitte und erinnert mit ihrer aquarellartigen Farbgebung an die Bilder von Isao Takahata ("Die Legende der Prinzessin Kaguya"). Kein Wunder, dass Takahata und Hayao Miyazaki („Prinzessin Mononoke“, "Chihiros Reise ins Zauberland“) auf den Niederländer aufmerksam wurden. Die beiden Altmeister gehören zu den Gründern des traditionsbewussten japanischen Animationsstudios Ghibli, das seit jeher vordergründig auf die Technik und Ästhetik klassischer Zeichnungen setzt.

„Die rote Schildkröte“, angesiedelt zwischen europäischen Meerjungfrau-Märchen und japanischen Fabelwesen, wurde 2016 in Cannes mit dem Un certain regard-Spezialpreis ausgezeichnet und war bei der Oscarverleihung 2017 für den besten animierten Spielfilm nominiert. Es ist der erste Film, den Ghibli außerhalb Japans produziert hat.
 

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