Adieu, plancher des vaches - Festland, ade!

Regie u. Drehbuch: Otar IOSSELIANI
Kamera: William LUBTCHANSKY
Musik: Nicolas ZOURABICHVILI u.a.
Mit: Nico TARIELASHVILI, Lily LAVINA, Otar IOSSELIANI, Philippe BAS, Stéphanie HAINQUE, u.a.

F 1999, ca. 120 Min.

Mittwoch, 30. Jan. 2002

Eine satirische Gesellschaftskomödie, in der die Reichen arm und die Armen reich sein wollen.

Der Ausdruck „Plancher des Vaches“, was so viel heißt wie „Boden der Kühe“, ist ein alter Ausdruck der Seeleute, die eine gewisse Verachtung für das Festland hatten und damit ihre Freude ausdrücken wollen, es zu verlassen. Das Festland war für einen Seemann der Ort, der ihn immer anzog, wenn er auf See war, und der ihm zuwider war, sobald er eine gewisse Zeit dort verbrachte.

Der Film beginnt also wie ein Gleichnis über das Gefühl der Unzufriedenheit, der Verdrossenheit, das uns innewohnt - uns, die wir auf dem „Plancher des Vaches“ leben. (Otar Iosseliani)

Nicolas und Gaston sind – im übertragenen Sinn – Seeleute, die es aufs Festland zieht – oder aufs Meer, wie man’s eben nimmt. Nicolas, 19jähriger Sohn einer wohlhabenden Familie, lebt auf dem Schloss der Eltern.
Seine Mutter ist eine viel beschäftigte Geschäftsfrau, die im eigenen Hubschrauber von Termin zu Termin eilt. Der Vater (Regisseur Iosseliani) hat nicht viel zu sagen im vom Madame regierten Haushalt, dafür spricht er gerne dem Wein zu, erfreut sich seiner Spielzeugeisenbahn, liebt seinen Hund und schließt Freundschaft mit einem Clochard. Sein vergoldetes Gefängnis verlässt er ebenso wenig wie der umherstolzierende Marabu. (Deswegen lief der Film in Deutschland unter dem Titel „MARABUS“.)

Tag für Tag entflieht Nicolas dem Schloss, um sich in Paris als Fensterputzer und Tellerwäscher zu verdingen. Er treibt sich mit den „kleinen“ Leuten aus dem Viertel herum und schwärmt für Paulette, die ebenso schöne wie berechnende Tochter des Bistrowirtes, bei dem Nicolas reihenweise Schnaps trinkt, um länger in Paulettes Gegenwart bleiben zu können.
Gaston wiederum arbeitet bei einer Putzkolonne am Bahnhof, doch kaum hat er Feierabend, wirft er sich in Schale, leiht sich eine Harley Davidson aus, begibt sich auf Brautschau – und landet natürlich bei Paulette, die, verführt vom geborgten Glanz Gastons, Nicolas keines Blickes würdigt. Das Leben ist hart, aber auch lustig ...

„Einzigartig an Otar Iosselianis Filmen ist, wie der 1934 in Tiblisi geborene Georgier, der seit Mitte der 80er Jahre vornehmlich in Frankreich lebt, darin einen Blick auf unsere Welt wirft, die ihre scheinbar vertraute Einrichtung abgrundtief fremd erscheinen lässt, funktionierend nach einer absurden, komischen, mitleidlosen Mechanik In dieser jüngsten Arbeit ist sie ein Ort, der seinen Figuren keine Bleibe gewährt, was diese aber mit Gleichmut, ja einem Optimismus zu tragen scheinen, den man unverbrüchlich nennen möchte.“ (Neue Zürcher Zeitung)

Einige von Iosselianis Filmen:

Es war einmal eine Singdrossel 1970, Ein Sommer auf dem Dorf 1975/76, Die Günstlinge des Mondes 1984, Und es ward Licht 1989, Jagd auf Schmetterlinge 1992, Briganten 1996