High Noon

Regie: Fred ZINNEMANN
Drehbuch: Carl FOREMAN,
nach der Erzählung „The Star“ von John Cunningham
Kamera: Floyd CROSBY
Musik: Dimitri TIOMKIN
Mit: Gary COOPER (Will Kane), Grace KELLY (Amy Kane), Lloyd BRIDGES (Harvey Pell), Kary JURADO (Helen Ramirez), Thomas MITCHELL (Jonas Henderson), Lee Van Cleef (Jack Colby) u.v.a.

USA 1952, ca. 85 Min.

Mittwoch, 19. Dez. 2001

Just in die Hochzeit von Marshal Will Kane mit Amy platzt die Nachricht, dass Frank Miller (Ian MacDonald) aus dem Gefängnis entlassen wurde und mit dem Mittagszug wieder in der Stadt erwartet wird. Kane war es, der Miller einst hinter Gitter brachte, und ihm hat er Rache geschworen. Seine Spießgesellen Jack Colby, James Pierce und Ben Miller und haben schon alles für das "Shoot-Out" vorbereitet.

Für Kane scheint es nur eine Wahl zu geben: Hals über Kopf die Stadt zu verlassen und vorzeitig in die Flitterwochen aufzubrechen. Aber kaum unterwegs besinnt er sich eines besseren und beschließt gegen den Willen seiner Frau, sich Miller zu stellen: „I′ve never run from anybody before.“

Dafür braucht er allerdings Hilfe - die er nicht finden kann: Sein junger Deputy Harvey Pell ist wütend, weil Kane ihn nicht zu seinem Nachfolger gemacht hat, und wirft ihm den Stern hin; die Männer im Saloon verhöhnen ihn nur; in der Kirche wird sein Ersuchen diskutiert, doch die Bürger meinen, es sei nicht ihre Sache, sich mit Verbrechern herumzuschlagen, und befürchten auch, dass eine Schießerei mögliche Investoren aus dem Norden verschrecken könnte; sein Vorbild, der alte Ex-Sheriff, hat resigniert: Ein „tin-star lawman" zu sein „is a great life. You risk your skin catchin′ killers and the juries turn them loose so they can come back and shoot at ya again. If you′re honest, you′re poor your whole life, and in the end you wind up dyin′ all alone on some dirty street. For what? For nothin′. For a tin star.”

Auch seine Freundin Helen Ramirez kann da nicht auf ihn einwirken - pikanterweise war sie zunächst die Geliebte von Miller, dann von Kane. Helen macht Amy Vorwürfe, weil sie ihren Mann im Stich lässt, aber Amy hat genug Gewalt gesehen: : "I′ve heard guns. My father and my brother were killed by guns. They were on the right side but that didn′t help them any when the shooting started. My brother was nineteen. I watched him die. That′s when I became a Quaker. I don′t care who′s right or who′s  wrong. There′s got to be some better way for people to live.”

Punkt 12 Uhr steigt sie zusammen mit Helen in den Zug, mit dem Miller soeben angekommen ist, doch beim ersten Schuss eilt sie ihrem Mann zu Hilfe.
Nach Beendigung des Kampfes kommen die Bürger auf die Straße gelaufen, um Kane zu beglückwünschen. Doch dieser wirft ihnen voller Verachtung den Sheriffs-Stern vor die Füße und fährt mit Amy davon.

Obwohl "Zwölf Uhr mittag" (so der deutsche Titel) als Western-Klassiker gilt, ist der Film von seiner Anlage her mehr ein Thriller: Geschickt steigert Regisseur Fred Zinnemann durch eine fast "Real Time"-Handlung, die Spannung bis  "Schlag 12 Uhr". Grandios die letzte Sequenz vor der Ankunft des Zuges, in der er allen maßgeblichen Personen noch einmal mitten ins Gesicht blickt.

Ausgezeichnet unterstützt wird das Ganze von der Musik Dimitri Tiomkins, der dafür auch gleich 2 "OSCAR"s einstecken konnte (4 wurden es insgesamt, 3 weitere Nominierungen blieben unberücksichtigt). Das Lied „Do not forsake me, oh my darling“ ist Leitmotiv des Films, dient als dramaturgische Klammer und erzeugt Atmosphäre.

Fred ZINNEMANN (*1907 in Wien, † 1997 in London), emigrierte in den Dreißigerjahren von Berlin über Mexiko in die USA. Dort drehte er zuerst hauptsächlich Dokumentarfilme; erster großer Erfolg 1944 DAS SIEBENTE KREUZ nach dem Roman von Anna SEGHERS.
Nach HIGH NOON entstanden VERDAMMT IN ALLE EWIGKEIT (1953), OKLAHOMA! (1955), in England: EIN MANN ZU JEDER JAHRESZEIT (1966), DER SCHAKAL (1972), JULIA (1976) u.a.