O Brother where art thou?“

Regie: Joel COEN
Drehbuch: Ethan & Joel COEN
Kamera: Roger DEAKINS
Musik: T-Bone BURNETT
Mit: George CLOONEY (Ulysses), John TURTURRO (Pete), Tim Blake NELSON (Delmar), John GOODMAN (Big Dan), Holly HUNTER u.a.
USA 2000, ca. 105 Min.

Mittwoch, 7. Nov. 2001

Wenn sich die Gebrüder Coen für einen Ausflug aufs Land entscheiden, kann dabei doch eigentlich nur etwas ziemlich Überdrehtes herauskommen. Was gar nicht so einfach ist, haben sie sich die Messlatte in punkto „abgefahrene Charaktere“ und „skurrile Story“ mit dem Kult-Vorgänger „The Big Lebowski“ doch fast unerreichbar hoch gelegt. Also versucht das eigenwillige Brüderpaar gar nicht, den Vorgänger zu übertreffen, sondern erzählt eine erstaunlich gradlinige, dabei aber zum Schreien komische Geschichte. Deren Story und Charaktere natürlich immer noch so weit jenseits von Gut und Böse sind, wie es nur bei den Coens gelingt.

Amerikas Süden zur tiefsten Depressionszeit: Drei Sträflinge fliehen aus einem Straflager.
Aus dieser Ausgangslage hätten John Steinbeck oder der Folk-Sänger Woodie Guthrie kritische Epen gemacht über das menschliche Zugrundegehen in den erbarmungslosen "Dust bowls" dieser Zeit. Aber die Coen Brüder haben da anderes im Sinn; ihre Ballade ist eine skurrile Nummernrevue, für den der tiefe Süden gerade die richtige Kulisse ist. Die hinterwäldlerischen „Rednecks“ sind z.T. hinterhältig, auf keinen Fall aber besonders hell, egal ob unsere Helden nun einen einäugigen Bibelverkäufer treffen, einen milchgesichtigen Banditen oder einen machtgierigen Gouverneur.
Und auch auf die Helden trifft das Urteil zu: Ulysses Everett McGill ist der so eitelselbstbewusste wie bauernschlaue Anführer der Truppe, der – obwohl selbst nicht so klug wie er von sich denkt – seine Kameraden mit hochgestochener Ausdrucksweise verwirrt. Kein Wunder; denn Delmar ist zwar rundum nett und freundlich, aber einer der größten Einfaltspinsel vor dem Herrn. Und der hitzköpfige Pete hinterfragt zwar ständig McGills Anführerschaft, ist aber selbst auch nicht unbedingt ein Meisterstratege.

Die tumben Drei mit dem Herz am rechten Fleck sind auf der Jagd nach einem angeblich von McGill versteckten Goldschatz. Dabei verstricken sie sich in eine haarsträubende Odyssee.

Womit wir beim passenden Stichwort sind. Die Coen-Brüder deklarieren ihre Country-Ballade doch tatsächlich als moderne Interpretation von Homers epischer „Odyssee“. Bei den Coens ist das Augenzwinkern halt Grundvorausetzung. Und so heißt der Held dann eben Ulysses und begegnet tatsächlich Sirenen sowie einem „Zyklopen“ (John Goodman als bereits erwähnter Einäugiger). Und die Wahl zwischen zwei Übeln (Scylla und Charybdis) haben die Wähler bei einer Wahlversammlung, wo die Kandidaten mit allen Mitteln um deren Stimme werben.