Flags of Our Fathers

Regie: Clint EASTWOOD
Drehbuch: William BROYLES Jr., Paul HAGGIS
Kamera: Tom STERN
Mit: RyanPHILIPPE (John „Doc“ Bradley), Jesse BRADFORD (Rene Gagnon), Adam BEACH (Ira Hayes), John Benjamin HICKEY (Keyes Beech), John SLATTERY (Bud Gurber), u.v.a.

USA 2006, ca. 135 Min.

Mittwoch, 5. März 2008

Clint Eastwood erzählt den Kampf um die Pazifik-Insel IWO JIMA zweimal: aus amerikanischer (FLAGS OF OUR FATHERS) und aus japanischer Sicht (LETTERS FROM IWO JIMA).

Mit FLAGS OF OUR FATHERS hat Eastwood einen grimmigen Kriegsfilm gedreht, ein Requiem auf die Schlacht von Iwo Jima, eine bitterironische Anatomie der Kriegs-PR – und eine Reflexion über die Wahrheit, die in jedem Krieg verloren geht.

Der Euphorie unter den Marinesoldaten, als Jagdflieger über ihre Kriegsschiffe hinwegdonnern, folgt der Schrecken nach der Landung auf Iwo Jima: Im Chaos der Schlacht zählt der Einzelne nicht mehr. Dazu kommt die Angst der Soldaten: Einer hat von Grausamkeiten gehört, die Japaner amerikanischen Gefangenen antun. Man kann nicht umhin, bei Eastwoods Film an den Irak-Krieg zu denken.

Flags of Our Fathers ist jedoch kein Film der simplen Aktualisierung oder der einfachen Schlussfolgerungen. Das Mosaik der Perspektiven demontiert auch keine Mythen, es relativiert: Als der Fotograf Joe Rosenthal sein berühmtes Foto macht, wie sechs Soldaten auf dem Mount Suribachy die US-Flagge hissen, wird das Sternenbanner bereits zum zweiten Mal aufgerichtet, denn die Originalfahne hat sich längst der Marineminister als Souvenir gesichert. Trotz der gestellten Szene wirkt das Foto jedoch und gilt als authentische Darstellung.

Eastwood und die Drehbuchautoren verfeinern John Fords Credo „print the legend!“ Sie sehen Bruchstücke der Wahrheit im legendären Foto, das dann – wie alle berühmten Kriegsfotos – instrumentalisiert wird. Nur drei der abgebildeten Soldaten überlebten die Kämpfe, den Weg dieser drei Helden wider Willen verfolgt der Film. Der Sanitäter John Bradley, der etwas schnöselhafte Marine Rene Gagnon und der tragische Pima-Indianer Ira Hayes müssen als „Helden von Iwo Jima“ an der Heimatfront die bizarren PR-Schlachten des Kriegsbusiness schlagen und Kriegsanleihen verkaufen. Die drei werden gnadenlos ausgenutzt, und sie werden nicht fertig mit ihrer Heldenrolle. Am wenigstens Ira, dem schon in den Fünfzigerjahren der Film The Outsider mit Tony Curtis gewidmet wurde - er nimmt bei Eastwood gleichsam die Figur des Vietnam-Veteranen vorweg.


Eine ausführliche Darstellung, wie die Flaggenhissung von Iwo Jima in den USA propagandistisch verwertet wurde, bietet die Studie von Jost Dülffer: "Über-Helden. Das Bild von Iwo Jima in der Repräsentation des Sieges."


Der indianische Folksänger Peter la Farge († 1965) schildert in „The Ballad of Ira Hayes“, wie dieser nach kurzem Ruhm von den Medien  und der Öffentlichkeit ignoriert und bald zum Außenseiter wird.
Johnny Cash
, Bob Dylan u.a. haben diesen Song übernommen.