Lady Chatterley

Regie: Pascale FERRAN
Drehbuch: Roger BOHBOT, Pascale FERRAN (nach dem Roman
„John Thomas and Lady Jane“ von D.H. Lawrence)
Kamera: Julien HIRSCH
Mit: Marina HANDS, Jean-Louis COULLOC´H, Hippolyte GIRARDOT, Hélène ALEXANDRIDIS u.a.

B/F/GB 2006, ca. 170 Min.

Mittwoch, 23. April 2008

Preisgekrönte Neuverfilmung des Romans von D.H. Lawrence

Constance hat im 1. Weltkrieg reich geheiratet, ihren alten Freund Sir Clifford Chatterley, als der auf Fronturlaub daheim war. Mittlerweile ist der Krieg vorbei, Sir Chatterley bleibt jedoch aufgrund einer Verletzung an den Rollstuhl gefesselt, und die junge Lady einsam und höchst unausgelastet. Abgeschieden lebt das Paar auf dem Herrensitz Wragby Hall im Kohlegrubengebiet Englands.
Sir Chatterley versucht seine Behinderung durch die Leitung seines Bergwerks und die Beschäftigung mit Literatur zu kompensieren und begleitet seine naturverbundene Frau, so gut er kann, auf ihren Spaziergängen. Doch Constance fühlt sich zunehmend isoliert und leidet unter der fehlenden Sexualität in ihrer Ehe – aus dem lebenslustigen Mädchen wird zusehends eine schwermütige Frau.
Eine zufällige Begegnung mit dem wortkargen Wildhüter Parkin, der eine abgelegene Hütte auf dem Anwesen der Chatterleys bewohnt, lässt Constances verdrängtes weibliches Begehren und eine nie gelebte Sehnsucht erwachen.
Inmitten der ursprünglichen Natur des Waldes entspinnt sich in der Folge eine leidenschaftliche Beziehung zwischen der Lady und ihrem Bedienstetem, in der soziale Unterschiede bald keine Rolle mehr spielen …

Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence (1885 - 1930), aus einer Arbeiterfamilie stammend, war ein gesellschaftlicher Aufsteiger. Durch seine Ehe mit der deutschen Adeligen Frieda von Richthofen verkehrte er zwar in den besten Kreisen, doch das Klassenbewusstsein und ein gewisser Minderwertigkeitskomplex blieben und schlugen sich in seinem Werk nieder.

Von „Lady Chatterley’s Lover“ existieren 3 eigenständige und recht unterschiedliche Fassungen: „John Thomas and Lady Jane“ ist die mittlere. Wegen des Obszönitäts-Gesetzes durfte der zuerst 1928 in Italien als Privatdruck erschienene Roman im Vereinten Königreich nicht aufgelegt werden (und ‚natürlich’ auch nicht in den USA); erst 1960, nach Aufhebung dieses Gesetzes und nach Gerichtsprozessen, konnten englische bzw. amerikanische Verlage das Buch offiziell auf den Markt bringen.

Das Kino nahm sich des Romans wegen des Skandalgehalts immer wieder an. Doch möglicherweise ist die ruhige, zeitlose Version der Französin Pascale Ferran die authentischste aller Verfilmungen, fernab von trivialem Soft-Porno und Weichzeichner-Erotik. Der Regisseurin gelingt es, dass man sich in eine Zeit vor der sexuellen Reizinflation zurück versetzen kann, in der ein zufälliger Anblick  eines nackten Oberkörpers noch ein ganzes Leben verändern konnte.
In Frankreich wurde die Arte-Koproduktion mit fünf Césars (bester Film, beste Darstellerin, beste Kamera, beste Kostüme, beste Adaption) ausgezeichnet.