Der Schatten von Caravaggio

Mittwoch, 8. Mai 2024, 19.30 Uhr:

OT: L′ombra di Caravaggio
Regie
: Michele Placido
Buch
: Michele Placido, Sandro Petraglia, Fidel Signorile
Kamera: Michele D′Attanasio

Musik: Umberto Iervolino, Federica Vincenti
Darsteller
: Riccardo Scamarcio, Louis Garrel, Isabelle Huppert

IT 2022, OmU, 120 Min.

Was ihn denn zu seinen Bildern inspiriert habe, will der Kardinal im persönlichen Zwiegespräch mit dem Maler wissen – Tizian etwa? Den Künstler kostet das bloß ein verächtliches Schnauben. Dann antwortet er: „La Strada“ – die Straße.

Michelangelo Merisi, der unter dem Namen seines Heimatortes Caravaggio (Lombardei) in die Kunstgeschichte eingegangen ist, gilt um 1600 als Skandalkünstler. In seinen großformatigen Gemälden stehen Bettler, Obdachlose und Prostituierte für die Darstellung von Heiligen und -horribile dictu – selbst der Jungfrau Maria Modell. Der Adel ist fasziniert, der Vatikan empört. Zudem soll Caravaggio im Streit einen Kontrahenten getötet haben.

Der Italiener Michele Placido, bislang als Hauptdarsteller der Serie „Allein gegen die Mafia“ und Regisseur von Kriminalfilmen bekannt geworden, wagt sich nach Derek Jarman (1986) an eine neue Deutung des mythenumwobenen Frühbarockmalers, dessen Einsatz von Licht und Schatten nicht nur für seine Zeit revolutionär war.

Der Film konzentriert sich auf die letzten Jahre in Caravaggios Leben. In Ungnade gefallen, flieht dieser aus Rom und sucht im Königreich Neapel Unterschlupf. Riccardo Scamarcio legt die Titelfigur in Placidos Biopic zugleich arrogant, kraftvoll und erdverbunden an.

Verfolgt wird er vom namenlosen „Schatten“ Louis Garrel, der im Auftrag des vatikanischen Geheimdienstes nachforschen soll, ob Caravaggio einer Begnadigung durch den Papst würdig ist. Wie in einem Thriller kann er seine Verhörmethoden anwenden und wird mit den unterschiedlichen Perspektiven der Gönner und Gegner von Caravaggio konfrontiert. Rückblenden machen den schillernden Charakter und ausschweifenden Lebensstil des Künstlers erfahrbar, wesentliche Werke werden in Verhör-Reenactments vorgestellt. Isabelle Huppert gibt die Marquesa Colonna, in erster Linie Schutzherrin und Mäzenin des Meisters, Micaela Ramazzotti die berüchtigte Kurtisane Lena.

Der erfahrene Kameramann Michele D’Attanasio taucht den Film in einen ähnlichen Hell-Dunkel-Kontrast, wie man ihn auch aus Caravaggios Bildern kennt.

Fotos © Filmladen
 

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