Das Fräulen

Regie: Andrea ŠTAKA
Drehbuch: Barbara ALBERT, Andrea ŠTAKA
Kamera: Igor MARTINOVIĆ
Mit: Mirjana KARANOVIĆ, Marija ŠKARIEIĆ, Ljubica JOVIĆ, Andrea ZOGG, Pablo AQUILAR u.v.a.

D/CH 2006, ca. 85 Min.

Mittwoch, 29. April 2009

Ruža (Mirjana Karanović aus „Grbavica – Esmas Geheimnis“) hat es sich in der Schweiz gemütlich gemacht. Fast die Hälfte ihres Lebens verbringt die nun 50-jährige Serbin aus Belgrad nun schon hier. Vor 25 Jahren hat sie ihrer Heimat Jugoslawien den Rücken gekehrt, um sich in der sicheren Schweiz etwas aufzubauen - mit Erfolg: Heute betreibt sie eine Kantine in Zürich, und Serbien ist ganz weit weg. Und genau so soll es für Ruža auch bleiben. Ganz anders hingegen denkt Ružas Angestellte Mila (Ljubica Jović), die aus einem kleinen Ort an
der Adria stammt: sie träumt davon, sich und ihrer Familie mit ihrem Ersparten in Kroatien ein Haus zu bauen. Dafür schuftet sie gern und hart in der Schweiz.
Doch als die 22-jährige Bosnierin Ana (Marija Škarieić) aus Sarajewo auftaucht, gerät das geordnete Leben von Ruža und Mila gehörig durcheinander. Anders als bei den eingesessenen Exil-Jugoslawinnen sind bei Ana, die noch dazu an Leukämie erkrankt ist, die Wunden des Abschieds von der Heimat noch frisch. Der Krieg in Bosnien hat die lebenshungrige, junge Frau obdachlos gemacht. Aus Geldnot nimmt Ana einen Aushilfsjob in Ružas Kantine an. Anas Appetit aufs Leben
bringt Farbe in Ružas erstarrten Alltag. Unterdrückte Gefühle und verstecke Sehnsüchte brechen in ihr auf und stellen ihre sichere Existenz als fleißige Arbeitsbiene ohne Ansprüche plötzlich in Frage.

Anfang und Ende des Films rahmt ein einfaches Lied, auf Bosnisch gesungen von einer Sängerin mit einer zerbrechlichen Stimme. Der Text lautet ungefähr: „Meine Tochter, was ist mit dir? Mach dir keine Sorgen, Mama, es geht mir gut, aber mein Herz ist traurig.“

Regisseurin Andrea Štaka erzählt von der zaghaften Freundschaft dreier eigenwilliger Frauen mit starken Gefühlen und leisem Humor. Handwerklich ist die Mitarbeit von Barbara Albert („Fallen“) am Drehbuch unübersehbar.

Die Geschichte um Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit wurde 2006 bei den Filmfestspielen in Locarno mit dem Goldenen Leoparden prämiert.