Le Havre

Regie u. Drehbuch: Aki KAURISMÄKI
Kamera: Timo SALMINEN
Musik: Little Bob
Mit: André WILMS, Kati OUTINEN, Blondin MIGUEL, Elina SALO, Jean-Pierre LEAUD u.v.a.


D / SF / F 2011 -  OmU, ca. 95 Min.

Mittwoch, 15. Feb. 2012

F l ü c h t l i n g s m ä r c h e n  –  g a n z  v o n  d i e s e r  W e l t

Marcel Marx (André Wilms), einst Autor, hat die nordfranzösische Stadt Le Havre als Exil gewählt, wo er zurückgezogen lebt und sich als Schuhputzer über Wasser hält. Er ist ein kaum lebenstüchtiger Bohemien geblieben., dessen Alltag vor allem durch die sanfte und zugleich strenge Hand seiner Frau Arletty (Kati Outinen) bewältigbar bleibt. Doch Arletty erkrankt schwer.
Da läuft ihm der junge afrikanische Flüchtling Idrissa (Blondin Miguel) über den Weg. Idrissa ist der Polizei entkommen, er will nach London zu seiner Mutter und braucht 300 Euro für die Überfahrt. Jetzt kann Marcel beweisen, dass er es eigentlich faustdick hinter den Ohren hat: er versteckt den Buben. Und er darf dabei auf die schlichte, aber ungebrochene Solidarität der „kleinen Leute“ seiner Umgebung zählen, die wenig mit der großen europäischen Politik am Hut haben, aber nicht zuschauen wollen, wie selbst Kinder in die Flüchtlingsmisere hineingezogen werden.
Und sogar der griesgrämige Kriminalkommissar Monet (Jean:Pierre Daroussin) drückt einmal ein Auge zu.
Es muss nicht immer alles mit rechten Dingen zugehen. Nur Jean-Pierre Léaud tritt in einer Minirolle als Denunziant im Trenchcoat auf.
Doch im Schlussbild blüht sogar unerwartet ein Kirschbaum.


Der bekannte finnische Regisseur Aki Kaurismäki („Leningrad Cowboys Go America“, „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“, „Der Mann ohne Vergangenheit“) gibt in seinem jüngsten Film zu verstehen, dass die Hoffnung auch beim Flüchtlingsthema zuletzt stirbt.
Le Havre, nicht gerade ein Traum von einer bunten kosmopolitischen Hafenstadt, geht mit seiner Schrulligkeit perfekt ein in die typischen Kaurismäki:Settings aus nostalgischen Blau: und Grüntönen, die immer wieder ein vorwitziges Rot, Gelb oder Orange durcheinander rüttelt.
Ganz so, als erfülle Kaurismäki sich selbst und dem Publikum einen schönen Traum: von der Leuchtkraft des Kinos.

Das poetische, preisgekröne Märchen „Le Havre“ war Eröffnungsfilm der Viennale 2011.