50 Jahre Staatsvertrag – die Sicht der Frauen

Regie: Anita LACKENBERGER

Ö 2005, 90 min.

Ein Dokumentarfilm, der die Erkenntnisse aus über 100 Interviews mit Zeitzeuginnen aus allen Bundesländern zusammenfasst und statt den „Vätern des Staatsvertrages“ den „Müttern des Staates“ eine Stimme gibt.
Diese weibliche Sicht der Dinge ergibt vielfach ein differenziertes Bild historischer Ereignisse zwischen 1945 und 1955.

Die Interviewpartnerinnen sind verschiedenster Herkunft, um ein repräsentatives Bild der Zeit zu erstellen. Es kommen unter anderen Maria Schaumayer, Herma Kirchschläger und Anneliese Figl zu Wort und historische Recherchen zu Lola Solar, Herta Firnberg, den Botschafterinnen Isabella Monschein und Johanna Nestor finden ihren Platz im Film.  

Anita LACKENBERGER:
"Im Film kommt viel Überraschendes zum Vorschein:
Es gibt fast keine Frauen, die ausschließlich im Hauhalt tätig waren und keinen Zuverdienst hatten. Grundsätzlich würde ich auch den Begriff "Zuverdienst" durch "zweites Haushaltseinkommen" ersetzen. Es gab eine kurze Frist nach dem Krieg, in der es Frauen auch möglich war, Karriere zu machen (Botschafterinnen, Abteilungsleiterinnen in Ministerien, Wirtschaft, etc.) - da es keine Männer bzw. zu wenig gab. Diese Möglichkeit schloss sich spätestens Mitte der 50er Jahre und blieb dann bis in die 70er bzw. Anfang der 80er Jahre verschlossen. Frauen finden sich im Wesentlichen in der Literatur nur als Trümmerfrauen - auch hier wird ihnen der Platz auf anderen gesellschaftlichen Ebenen verweigert. Ein wesentliches Element zur Frauenemanzipation waren die Haushaltsgeräte, die ihren Platz in die Familien fanden. Hier ist als wichtigstes Gerät die Waschmaschine zu nennen. Erst in der Filmrecherche selbst wurde dies sichtbar. Wie Frauen in die Politik kamen hat sich bis heute kaum verändert und so gibt es einiges zum Thema Listenerstellung, etc. Der Film selbst hat aber auch so manche humorvolle Wendung - und erzählt von Schnullern, warum man nicht Heiraten soll, vom Frieden und einer besonderen Episode in Molotows Leben. Die Frauen bekommen im Film eine - noch besser: ihre eigene - Stimme und die Stimme ist es, die ihnen in den meisten Dokumentationen und in der Geschichtsrezeption fehlt.


Mehr zur anschließenden Diskussion mit der Regisseurin unter VERANSTALTUNGEN (Archiv).