L’enfant (Das Kind)

Regie u. Drehbuch: Jean-Pierre und Luc DARDENNE
Kamera: Alain MARCOEN
Mit: Jérémie RENIER (Bruno), Déborah FRANÇOIS (Sonia), Jérémie SEGARD (Steve), Fabrizio RONGIONE (junger Ganove), Olivier GOURMET (Zivilpolizist), Stéphane BISSOT (Hehlerin), u.a.

B / F 2005, ca. 100 Min.

Mittwoch, 25. Okt. 2006

Vater werden, ist nicht schwer ...

Bruno (Jérémie Renier), 20, und Sonia (Déborah François), 18, haben ein Kind in die Welt gesetzt: Jimmy.
Während Sonja von der Sozialhilfe lebt, verdient Bruno sein Geld als Anführer einer jugendlichen Diebsbande. Dieser Bruno ist denkbar ungeeignet für seine neue Rolle als Vater. Viel zu sehr lebt er im Jetzt und Hier, stets ins Erwartung eines Anrufs, allzeit bereit ein neues Tauschgeschäft einzugehen - ein junger Mann von heute, ohne irgendeinen festen Orientierungspunkt im Leben, ohne Sinn für die Bedeutung des Wortes „Verantwortung“, geblendet von der Macht des Geldes.
In starkem Kontrast dazu steht das Glück, das Bruno mit Sonja dennoch empfinden kann, in den Momenten, wo die beiden Liebenden zur großen Leichtigkeit ihres Seins zurückfinden, bevor ihr Kind geboren wurde.
Doch mit diesem Glück und Brunos Verdrängungskünsten ist es vorbei, als er auch den kleinen Jimmy gegen Bares eintauschen will. Ein verbotenes Adoptionsgeschäft, gegen den Willen der Mutter mit kriminellen, anonymen Mittelsmännern abgewickelt. Eine Tat, die Sonja ihrem Liebsten nicht verzeihen kann. (Bruno: „Dann machen wir eben ein anderes Kind.“) Hier nun kommt das Drama in Gang, als Bruno versucht sein Handeln rückgängig zu machen, um seine Liebe nicht zu verlieren.

Eine junge Frau, die ihren Kinderwagen lieb- und ziellos durch ein Städtchen im Industriegebiet bei Lüttich schob, inspirierte die belgischen Filmemacher Jean-Pierre und Luc Dardenne („Rosetta“, 1999) zu „L’enfant“.

Die Reduktion auf minimale gestalterische Mittel, die Handkamera, lange Plansequenzen und die
Abwesenheit von Filmmusik erzeugen den Eindruck unmittelbaren Alltagslebens.

Jean-Luc Dardenne: „In unseren westlichen Industrieländern führen 15% der Menschen ein Leben am Rande der Produktions- und Konsumgesellschaft. Diese Menschen interessieren uns. Es sind Menschen, die ihr Leben sehr intensiv leben, die etwas unternehmen wollen, aktiv sein wollen, frei sein, auch wenn sie schlimme Dummheiten begehen – womit ich die Menschen in unserem Film meine.“

2005 wurde der Film in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.