Die 11 Teufel

Regie: Zoltán KORDA
Drehbuch: Walter REISCH
Kamera: Leopold KUTZLEB u. Paul HOLZKI (Sportaufnahmen)
Mit: Gustav FRÖHLICH*, Evelyn HOLT (Linda), Lissi ARNA (Vivian), Fritz ALBERTI, Willi FORST** (Torwart) u.a.

D 1927 Ca. 100 Min.

Mittwoch, 15. Okt. 2008

Der erste deutsche Fußballfilm

Am Stadtrand, auf einem spartanischen Vereinsgelände trainiert der mittellose, aber engagierte Fußballklub „Linda“. Die „elf Teufel“ des Vereins - Arbeiter, Taxifahrer, Kellner, Lehrer - frönen nach Feierabend unter Führung ihres Spielertrainers, des Schweißers Tommy (Gustav Fröhlich*), dem Sport. Das Mädchen Linda ist die gute Seele des Vereins und Tommys Verlobte in spe. 
Eines Tages erscheint unverhofft Mac Lawrence, Trainer des reichen Fußballklubs „International“ in Begleitung der verführerischen Vamps Vivian, einer „begeisterten Anhängerin des Sports und der Sportler“, und versucht Tommy als Spielführer abzuwerben. Tommy erliegt dem Lockruf des Geldes und den Reizen der verführerischen Vivian, verlässt seine „elf Teufel“ und seine geliebte Linda und unterschreibt einen gut dotierten Vertrag als Profi bei „International“ …

Aus heutiger Sicht muss man Die elf Teufel durchaus als prophetischen Film bezeichnen. Das beginnt schon mit einem frühen Zwischentitel: "Fußball, der Sport des Jahrhunderts". Dann ist ein Ball im Bild, das Licht konzentriert sich auf ihn wie auf einen sakralen Gegenstand. Und wir sehen, dass sich schon damals die Fans auf der Tribüne in handgreifliche Auseinandersetzungen verwickelten.
Nach vielem Trainings-Gekicke und kommerziellen und erotischen Intrigen am Ende endlich der Showdown, das Match, das zeigen soll, wo die besseren Männer sind. Dramaturgisch betrachtet ist die ganze Story eine Ouvertüre für das Finale, für den Pokalfight. Schon damals hat Zoltán Korda begriffen, dass er das Spiel, um der Glaubwürdigkeit willen, in Fragmente zerlegen muss. Für die Totalen gilt, was die Credits offenbaren: "Das Fußballspiel wurde von den bedeutendsten Spielern deutscher Sportvereine durchgeführt." Dabei war auch damals kein Kicker zu identifizieren. So ließen sich die Nah- und Großaufnahmen der Filmfiguren mühelos einmontieren.
Im Verlauf des Spiels werden die Bilder zunehmend schneller geschnitten, bis das ganze fiktive Match seine Eigendynamik entwickelt. Korda erweist sich dabei als Meisterschüler der "entfesselten Kamera" und nimmt die heutigen rasanten Kamerafahrten, parallel zur Außenlinie und zum Spielgeschehen, mit beachtlicher Virtuosität vorweg. Den Zuschauern muss es damals den Atem verschlagen haben.

* Gustav Fröhlich war der Star in Fritz Langs METROPOLIS.
** Willi Forst spielte seine erste größere Rolle neben Marlene Dietrich in CAFÉ ELEKTRIC (Filmklub Oktober 2007).


L i v e am Klavier: Gerhard GRUBER. (Siehe auch unter VERANSTALTUNGEN.)