Free Rainer

Regie: Hans WEINGARTNER
Drehbuch: Hans WEINGARTNER u. Katharina HELD
Kamera: Christine A. MAIER
Mit: Moritz BLEIBTREU, Gregor BLOEB, Simone HANSELMANN, Elsa Sophie GAMBARD, Irshad PANJATAN, Vinzenz KEIFER u.v.a.

D/Ö 2007 ca. 110 Min.

Mittwoch, 15. April 2009

Dein Fernseher lügt!

Rainer (Moritz Bleibtreu) ist erfolgreicher Fernsehproduzent beim Privatsender TTS. Seine Quoten sind so hoch wie sein Kokainkonsum. Das Ideal vom anspruchsvollen Fernsehprogramm, mit dem er einst angetreten war, ist längst dem ständigen Erfolgszwang zum Opfer gefallen. Die Leere in seinem Kopf füllt er mit Alkohol, bezahltem Sex, Drogen und halsbrecherischen Autofahrten in seinem teuren Sportwagen – bis es einmal wirklich kracht. Doch nicht Rainer ist schuld an dem Unfall, sondern die junge Pegah (Elsa Sophie Gambard), die mit dem gezielt herbeigeführten Crash den Tod ihres Großvaters rächen will. Ein Bericht des Senders TTS hat ihn in den Selbstmord getrieben.
Durch den Unfall aufgerüttelt, besinnt sich Rainer auf seine ursprünglichen Ziele („Kein Mensch ist so blöd wie die Shows, die wir produzieren.“) und entwirft ein anspruchsvolles Fernsehformat. Als er mit diesem an den miserablen Quoten scheitert, verlässt er den Sender und plant mit Pegah die Entlarvung des Quotenschwindels. Gemeinsam mit dem an Sozialphobie leidenden Hacker Phillip (Milan Peschel) machen sie sich an die Arbeit. Enttäuscht müssen sie feststellen, dass die Ermittlung der Fernsehquoten nicht manipuliert ist. Doch Pegah hat eine glänzende Idee. Wenn die Quoten  stimmen, dann müssen sie eben manipuliert werden. Schließlich gelingt es der chaotischen Crew, die Quoten zu Gunsten der anspruchsvollen Programme zu ändern. Das Privatfernsehen gerät in die Krise, und selbst als Rainers ehemaliger Chef ihnen auf die Schliche kommt, ist die Quotenrevolution nicht mehr zu stoppen.

Der österreichische Regisseur Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“) nennt seinen Film eine moderne Utopie. Das Ende des so genannten Unterschichtenfernsehens führt in der Mediensatire „Free Rainer“ zu einem „geistigen Frühling“, der in mehreren Montagesequenzen als sozialromantische Vision inszeniert wird. Befreit von den imaginären Fesseln des Fernsehens treffen sich junge Menschen im Park, am Strand, diskutieren auf der Straße. Väter spielen mit ihren Kindern auf dem Spielplatz, das Leben findet wieder draußen statt, Menschen leben und reden miteinander, statt einsam vor der Glotze zu sitzen.

„Das Fernsehen tendiert jetzt dazu die Wirklichkeit abzubilden, auf sie zu verweisen. Das ist eigentlich das, was Medien ursprünglich machen, mediieren, vermitteln. Damit werden wir freigesetzt, können wieder atmen und unser Leben leben“, erläutert ein Universitätsprofessor im Film die gesellschaftliche Veränderung.

Medienpädagogische Materialien: http://www.film-kultur.de/glob/kc_2007_freerainer.pdf