Willkommen bei den Sch’tis

Regie: Dany BOON
Drehbuch: Alexandre CHARLOT, Franck MAGNIER, Dany BOON Kamera: Pierre AÏM
Mit: Kad MERAD, Dany BOON, Zoé FÉLIX, Anne MARIVIN, Philippe DUQUESNE, Guy LECLUYSE

F 2008 ca. 105 Min.

Mittwoch, 11. Feb. 2009

Die erfolgreichste französische Komödie

Für den Postamtsleiter Philippe (Kad Merad) aus Salon-de-Provence werden seine ärgsten Befürchtungen wahr: statt an die Côte d´Azur, wo sich seine depressive Frau Julie (Zoé Félix) erholen könnte, wird er ausgerechnet in den hohen Norden des Landes (straf)versetzt. In der Vorstellung der Franzosen steht spätestens seit Zolas Roman „Germinal“ der Norden für Bergwerke, für die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs, für grauen Nieselregen, Arbeitslosigkeit, Alkohol und miese Stimmung.
Schweren Herzens lässt Philippe Frau und Sohn zurück und tritt die Reise Richtung Bergues (Nord-Pas-de-Calais) an. Und trifft dort auf einen Menschenschlag, der zwar nur schwer verständlich spricht – an der Grenze zu Belgien spricht man die nordromanische Mundart „Ch´timi“, nämlich „sch“ statt „s“ -, aber ganz anders ist als befürchtet, nämlich herzlich und witzig.
Allen voran der Postbote Antoine (Dany Boon), der bald sein bester Freund wird. Und so lebt sich Philippe rasch ein bei den Sch´tis. Seiner Frau allerdings, die nicht glauben kann, dass es ihm im Norden gefällt, erzählt er all die Horrorgeschichten, die sie hören möchte. Bis sie eines Tages beschließt, ihrem Mann im hohen Norden beizustehen …

Mit Multi-Kulti-Geschichten kennt sich das französische Kino aus („Milch und Schokolade“, „Couscous mit Fisch“). Dass mittlerweile aber auch die Unterschiede und Vorurteile innerhalb desselben Landes Komödienstoff liefern, ist neu. Die hinreißend quirlige Culture-clash-Komödie des populären Komikers, Regisseurs und zugleich auch Hauptdarstellers Dany Boon (selbst Nordfranzose mit kabylischem Vater) führt regionale Vorurteile ad absurdum.
Der Film lockte in Frankreich sensationelle 20 Millionen Zuschauer ins Kino.
„Das ist ein Film, der Mut macht,“ sagt der Philosoph Mongin. „Ein komischer und vitaler Film, in dem die reale Welt nicht ausgeklammert wird, sondern in der sich gegensätzliche soziale Milieus aus unterschiedlichen Regionen treffen – in einer Gesellschaft, die sich immer weniger solidarisch verhält. Er schafft es, der französischen Elite eine volkstümliche Kultur zu zeigen, die nicht vom Fernsehen verdummt ist.“