Das Labyrinth der Wörter

Regie: Jean BECKER
Drehbuch: Jean-Loup DABADIE u. Jean BECKER, nach dem Roman „La tête en friche“ von Marie-Sabine ROGER
Kamera: Arthur CLOQUET
Mit: Gérard DEPARDIEU, Gisèle CASADESUS, Claude MAURANE, Claire MAURIER
F 2010, ca. 85 Min.


Mittwoch, 9. Nov. 2011

Germain ist groß und grobschlächtig, Margueritte ist klein und zierlich. Er ist um die fünfzig und eher ungebildet, sie ist über neunzig und sehr belesen.
Germain und Margueritte lernen sich eines schönen Tages in einem Park kennen und freunden sich miteinander an. Die kluge alte Dame und der naive Hilfsarbeiter sind ein ungleiches Paar, und doch vermögen sie einander viel zu geben, verändern schließlich sogar das Leben des je anderen.

Jean Beckers "La tête en friche" (Originaltitel) beruht auf einem Roman von Marie-Sabine Roger und feiert das geruhsame sommerliche Leben in einer kleinen Stadt in der französischen Provinz, in der die Welt noch in Ordnung ist. Im Widerspruch zu diesem Idyll steht, dass Germain von Erinnerungen an tyrannische Lehrer und seine lieblose Mutter geplagt wird, während Margueritte von ihrer Familie vernachlässigt und schließlich in eine staatliche Altenverwahranstalt abgeschoben wird.

Insgesamt wird "La tête en friche" von Gegensätzen geprägt: Da ist das auf den ersten Blick sichtbare, äußere Missverhältnis zwischen Germain und Margueritte, das als Anzeichen des zwischen den beiden bestehenden Bildungsunterschiedes dient, als Markierung einer intellektuellen Fallhöhe von dick zu dünn, groß zu klein. Vor allem ist da aber der von Germain buchstäblich verkörperte Widerspruch zwischen dem Ungeschlachten, Unkultivierten, Unwissenden und dem Empfindsamen, Neugierigen, instinktiv Klugen – einer zarten Seele im Inneren eines unbeholfen wirkenden Körpers, die die Verwechslung von "Langsamkeit" mit "Dummheit" an der Entfaltung hinderte. Bis Germain auf Margueritte trifft, die ihm neue Horizonte öffnet.
(Nach: fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung)


Teil 2 des Gérard Depardieu-Schwerpunkts