Endphase

Mittwoch, 27. April 2022, 19 Uhr:

In Zusammenarbeit mit halle2

Regie: Hans Hochstöger
Drehbuch
: Hans & Tobias Hochstöger
Kamera: Richard Bayerl
Musik: Victor Gangl
Darsteller
: Überlebende, Angehörige der Opfer und Zeitzeugen des Massakers von Hofamt Priel

AT 2021, 86 Min.

„Endphase“ ist im doppelten Wortsinne zu verstehen und bezeichnet nicht nur die Endphase des Krieges Anfang Mai 1945, sondern auch eine Periode, die nun zu Ende geht:
Diejenige, in der noch Oral-History-Projekte mit echten Zeitzeugen realisiert werden können.

In der Nacht vom 2. auf 3. Mai 1945 – fünf Tage vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht -  ermorden Männer einer SS-Einheit an vier Tatorten in Hofamt Priel und Persenbeug 228 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn, darunter viele Frauen und Kinder.
Nur neun Menschen überleben, zum Teil schwer verwundet. Unter ihnen ist der damals elfjährige Jakob Schwartz. Er hatte sich unter einer Decke versteckt, die mit Stroh bedeckt war. Seine Mutter und seine beiden Schwestern sterben im Kugelhagel der SS.
Vor Ort erinnert, etwas versteckt in einer Straßenkurve, nur ein kleiner Gedenkstein an das Massaker. Erst 1993 – nach jahrelangen Debatten – wurde er errichtet, kürzlich neu gestaltet und wegen eines Konflikts mit dem Grundstückseigentümer auf Gemeindegrund versetzt. 75 Jahre nach dem Massaker kann man seit Kurzem die Schicksale der Opfer auf einer Informationstafel nachlesen

Die Geschichte des Gedenksteins ist bezeichnend für den Umgang mit dem Kriegsverbrechen im Ort. Jahrzehntelanges Schweigen, das in der dritten Generation nach dem Krieg doch noch gebrochen wird. Die Brüder Hans und Tobias Hochstöger hören als Jugendliche von ihrem Vater, dass in ihrem Heimatort wenige Tage vor Kriegsende Juden getötet wurden.
Im Sommer 2015 klopfen Hans und Tobias Hochstöger an die Türen ihrer Nachbarinnen und Nachbarn, doch nur mehr wenige Leute wissen etwas aus erster Hand. Was in den Interviews immer mitschwingt: Personen aus dem Ort hätten den SS-Soldaten geholfen – „das hat es immer geheißen“, „das ist geredet worden“, „das haben die Leute halt gesagt“. „Es dürfte ein Zusammenspiel von lokalen Kräften und SS-Machtzentren gewesen sein. Die haben sich alle gegenseitig gedeckt.“, sagt Martha Keil, die Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, das seinen Sitz in der ehemaligen Synagoge in St. Pölten hat.

Hans und Tobias Hochstöger finden schließlich auch noch Angehörige der Opfer in Ungarn und den letzten Überlebenden in Israel. Alle - Überlebende, Angehörige der Opfer und Zeitzeugen vor Ort haben 75 Jahre lang über die Ereignisse geschwiegen und müssen mit einer schrecklichen Erinnerung umgehen.

Filmgespräch mit dem Regisseur und Dr. Kammerstätter.

Fotos © Filmdelights