Parallele Mütter

Mittwoch, 11. Mai 2022, 19.30 Uhr:

OT: Madres paralelas
Regie: Pedro Almodóvar
Drehbuch
: Pedro Almodóvar
Kamera: José Luis Alcaine
Musik: Alberto Iglesias
Darsteller
: Penélope Cruz, Milena Smit, Rossy de Palma, Aitana Sánchez-Gijón, Israel Elejalde

E 2021, OmU, 120 Min.

Zwei Frauen, zwei Schwangerschaften, zwei Leben. Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) erwarten beide ihr erstes Kind und lernen einander zufällig im Krankenhaus kennen. Beide sind Single und wurden ungewollt schwanger. Janis, mittleren Alters, bereut nichts und ist in den Stunden vor der Geburt überglücklich. Ana, das genaue Gegenteil, ist ein Teenager, verängstigt und traumatisiert, und findet bei ihrer Mutter Teresa (Aitana Sánchez Gijón) kaum Unterstützung. Janis versucht Ana aufzumuntern. Die wenigen Worte, die sie im Krankenhausflur austauschen, schaffen ein enges Band zwischen den Frauen und sie freunden sich trotz des Altersunterschieds an. Doch ein Zufall wirft alles durcheinander und verändert ihr Leben auf dramatische Weise. Wie ihre Wege sich gabeln und später aufs Neue kreuzen, was dabei alles ins Wanken gerät und sich auf ungeahnte Weise fängt, das ist bewährte Almodóvar′sche Erzählkunst.

In Pedro Almodóvars „Madres paralelas“ geht es ungewohnt politisch zu. Ohne viel Aufhebens fragt Janis gleich zu Beginn den forensischen Archäologen Arturo (Israel Elejalde), ob dieser ihr helfen könne, ein Massengrab in ihrem Heimatdorf freizulegen. Dort befände sich nämlich die Leiche ihres Urgroßvaters – eines Opfers des Spanischen Bürgerkriegs.

„Madres paralelas“, der 2021 das Filmfest von Venedig eröffnet hat, kann man getrost als Beitrag des Kultregisseurs zum nationalen Geschichtsdiskurs verstehen. Doch er nutzt sein Talent als Webmeister erzählerisch vertrackter und emotional vielschichtiger Melodramen, um die Verbindungen zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen greifbar zu machen.

Dabei kann sich Almodóvar einmal mehr auf großartige Darsteller:innen und sein routiniertes künstlerisches Team – darunter Komponist Alberto Iglesias (dessen Soundtrack für einen Oscar nominiert wurde) sowie Kameramann José Luis Alcaines – verlassen.

„Mit diesem Film nimmt Almodóvar die Wurzeln seiner Gegenwart in den Blick. Er tut dies mit der Gelassenheit und dem souveränen Gestus eines echten Kinomeisters. … Ganz Europa kann sich an Parallele Mütter ein Beispiel nehmen.“ (Der Standard)

Fotos © Constantin