Ravioli

Regie: Peter PAYER
Drehbuch: Alfred DORFER,
nach seinem Stück „heim.at“
Kamera: Thomas PRODINGER
Musik: Lothar SCHERPE
Mit: Alfred DORFER, Gertraud JESSERER, Branko SAMAROFSKI, Günther PAAL, Michou FRIESZ, Isabella RICHTAR u.a.

Ö 2002, ca. 80 Min.

Mittwoch, 17. Sept. 2003

Wieso kann Descartes sagen: Ich denke, also bin ich - und mein Nachbar existiert trotzdem?
Heinz Hoschek (Alfred Dorfer) hat zwar keine Probleme mit den Nachbarn, dafür aber ein gewaltiges mit sich selbst.
Vor zwölf Tagen wurde er 39, aber Grund zum Feiern hat der arbeitslose, ehemalige Bankfilialleiterstellvertreter keinen. Sein Job ist weg, seine Frau ist weg und sein Teenager-Sohn hat keine Lust, mit Papi Minigolf zu spielen. Hoschek kehrt zurück in die inzwischen leerstehende Wohnung seiner Eltern und versucht sich zwischen Donaulandbänden, großgemusterten Vorhängen und einem ziemlich verstimmten Klavier an der hohen Kunst des Scheiterns. Ständig schwankt er zwischen bitterer Ironie und Selbstmitleid, zwischen Imagination (so erscheinen ihm Gott, der Teufel, der Erzengel Gabriel und nicht zuletzt auch noch der „Geist der Siebziger Jahre“) und Realität, zwischen einem hoffnungsvollen Damals und einem Jetzt, das sich nur noch mit gesteigertem Konsum von Alkohol und Valium ertragen lässt. Und bisweilen einer Dose Fertig-Ravioli.

In einem letzten „Befreiungsschlag“ kommt Hoschek schließlich auf eine glänzende Idee: Er bewirbt sich als Bademeister!
Wenn er sich schon nicht selbst aus dem Dreck ziehen kann, so kann er auf diese Weise zumindest andere vor dem Abtauchen bewahren....

"Ravioli" verwendet Elemente aus Alfred Dorfers bis dato letztem Bühnenstück „heim.at“ und ist doch etwas ganz anderes als die Film-Version eines Kabarett-Programms. Kein Zweifel, der Antiheld Heinz Hoschek ist ein Untergeher. Aber sein Untergang wird von Hauptdarsteller Alfred Dorfer und Regisseur Peter Payer mit skurrilem Humor und ironischer Leichtigkeit erzählt, und es ist genau diese Balance zwischen Tragik und Komik, die dem Film seine ganz besondere Note verleiht.

Ravioli wurde innerhalb von 12 Tagen gedreht, das Gesamtbudget betrug ca. 220.000 Euro.


Von Peter PAYER hat der Filmklub auch weitere Filme gezeigt: VILLA HENRIETTE (2004 - s. 5.4.2006) und FREIGESPROCHEN (2007 - s. 13.5.2009)