The Freshman

Regie: Fred C. NEWMAYER und Sam TAYLOR
Drehbuch: John GREY und Sam TAYLOR
Kamera: Henry N. KOHLER
Mit: Harold LLOYD (Harold Speedy’ Lamb), Jobyna RALSTON (Peggy), u.a.

USA 1925
Sowie 2 KURZFILME von Harold Lloyd:
Haunted Spooks („Er“ im Haus des Schreckens, 1920) &
Never Weaken (Nur nicht schwach werden, 1921)

Mittwoch, 1. Okt. 2003

Stummfilme – live am Klavier begleitet von Gerhard GRUBER

Harold Lloyd (1893 – 1971) ist heute ein großer Unbekannter – wahrscheinlich vor allem deshalb, weil er sich weigerte, seine Filme (über 300, mehr als Charlie Chaplin und Buster Keaton zusammen) dem Fernsehen zu verkaufen.

Er stand schon mit 4 Jahren auf der Bühne. Nach zahlreichen kurzen Streifen für verschiedene Produzenten legte er sich 1917 den Strohhut, die Hornbrille und den konventionellen Anzug (in Abgrenzung zu Chaplins Tramp-Figur) zu, die typisch für ihn werden sollten.

Seine bekanntesten Stummfilme sind Grandma’s Boy (1922), Safety Last! (1923 - im Filmklub am 8.11.2006), For Heaven’s Sake (1926), The Kid Brother (1927) und Speedy (1928 - s. 27.9.2009). THE FRESHMAN gilt als sein bester Film aus dieser Epoche.

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmstars (bes. Komikern) machte Lloyd der Übergang zum Tonfilm keine Mühe; er fügte lediglich zu seinen sorgfältig ausgearbeiteten Gags seine sanfte, knabenhafte Stimme hinzu, die seine Filmpersönlichkeit überzeugend vervollständigte. Besonders Movie Crazy (1932) kann sich mit seinen besten silent movies messen.

Lloyds Typ war der des netten jungen Amerikaners, etwas ungeschickt, wenn es um Erfolg oder die Hand eines schönen Mädchens ging. Mit viel Energie, Erfindungsreichtum und Zähigkeit brachte er es jedoch immer fertig zu gewinnen. Harold Lloyd ist also der Komiker der „Hilf-dir-selbst-Generation“, und in seinem Optimismus, in seinem Glauben an die Machbarkeit des Glücks in „fairer“ Konkurrenz der Menschen kennt er keinen Zweifel. Der konformistische Möchtegern-Karrierist nimmt alle Nackenschläge hin, weil er glaubt, sie seien notwendig auf dem Weg zum Erfolg. Er entsprach mit dieser Haltung so sehr der Erfahrung des amerikanischen Durchschnittsbürgers, dass er in den zwanziger Jahren populärer war als Chaplin oder Keaton.

Am bekanntesten sind die Szenen aus Safety Last!, in denen er mit ängstlichem Mut an einem Wolkenkratzer hängt oder hinaufklettert – jenen Macht- und Erfolgssymbolen des American Way of Life; und ausgerechnet er muss sich in THE FRESHMAN im Football-Spiel durchsetzen, jenem Symbol für die Ideologie des amerikanischen Puritaner-Kapitalismus.