Dallas Pashamende

Regie u. Drehbuch: Robert-Adrian PEJO
Kamera: Vivi Dragan VASILE

Mit: Zsolt BOGDÁN (Radu), Dorka GRYLLUS (Oana), Oszkár NYÁRI (Janku), Miklós SZÉKELY B. (Dragomir), Radu AMZULESCU (JR) u.a.
HU/D/Ö 2005, ca. 85 Min.

Mittwoch, 10. Mai 2006

Abfall ist die Existenzgrundlage für die Bewohner einer Roma-Siedlung nahe der rumänischen Stadt Cluj. „Dallas“ haben sie ihr armseliges Wellblechhüttendorf genannt, in dem es weder fließendes Wasser noch Elektrizität oder sanitäre Anlagen gibt. Aber dafür einen J.R., der genauso fies und verschlagen ist wie sein Namensvetter aus der Fernsehserie.

Radu (Zsolt Bogdán) kehrt in die Siedlung seiner Kindheit zurück. Ein gigantischer Müllberg ist sowohl Heimat als auch Arbeitsstätte für die dort lebenden Roma. Einst hat ihn seine Mutter von dort in die große Stadt gebracht, um ihm lesen und schreiben beizubringen. Sein Vater Dami blieb zurück und starb in dieser Siedlung.
Jetzt arbeitet Radu als Lehrer und kommt um seinen Vater zu begraben, doch schon bei seiner Ankunft lernt er die unangenehmen Seiten seiner Leute kennen, die unfreundlich, ungepflegt und ständig am Klauen sind. Kein Wunder, dass Radu so schnell wie möglich sich und sein Auto von hier wegschaffen will.
Doch während er weder sich noch seinen Wagen beschützen kann, rückt das Begräbnis immer näher und immer tiefer dringt er in die einstige Heimat ein. Da wäre seine Jugend-Liebe Oana (Dorka Gryllus) die mit dem kriminellen Gewalttäter Janku verheiratet ist und zwei Kinder hat. Die Begegnung mit dieser zerrütteten Familie lässt Radu in immer tiefere Schwierigkeiten schlittern und so langsam fragt er sich wo sein Platz ist. In der großen Stadt oder als Lehrer für die Kinder des Roma-Dorfes?

Robert-Adrian PEJO ist gebürtiger Rumäne und emigrierte mit seiner Familie im Alter von acht Jahren nach Österreich. Die Vergangenheit hat ihn dabei nie losgelassen. Schon in anderen Werken war er auf der Suche nach Identität und deren Definition. Sein international bislang Aufsehen erregendstes Werk war die Dokumentation „R.I.P., Rest in Pieces“ über den Maler Joe Coleman.
Mit seinem bislang persönlichsten Film könnte sich dies ändern. Vor allem da Pejo es versteht, in seinem Film Symbolik und Seele zu erzeugen. Exemplarisches Beispiel hierfür ist Radus Wagen, der nach und nach ausgeschlachtet wird und auch als Symbol für den Wiedererkennungs-Prozess des Heimkehrers steht. Erst als der Wagen nur noch eine leere Hülle ist, kann sich Radu für seinen Platz im Leben entscheiden und so geschieht denn auch die Wiederbelebung des Wagens.
Doch nicht nur dies wirkt ein wenig wie aus einem Emir Kusturica-Film („Arizona Dream“, „Underground“), die gesamte Szenerie wandelt am Rande zwischen Traum und Wirklichkeit. Die rauen Bilder wechseln mit Visionen eines wunderbaren Sternenhimmels, Ausbeutung und Vergewaltigung wechseln mit zart aufknospender Liebe. Pejo versucht alle Facetten des tragischen Daseins dieser Minderheit so realistisch und zugleich konsumierbar wie möglich darzustellen.   (Quelle: http://chilli.cc)

Pejo hat lange um diesen Film gekämpft. Da Rumänien die Dreharbeiten unterbrach, musste er in Ungarn fertig gestellt werden.

Buchtipp:
„Die Hundeesser von Svinia“ von Karl-Markus Gauß (dtv)