Tsotsi

Regie: Gavin HOOD
Drehbuch: Gavin HOOD, nach dem gleichnamigen Roman von Athol FUGARD
Kamera: Lance GEWER
Musik: Mark KILIAN, Paul HEPKER (Soundtrack auf CD erhältlich)
Mit: Presley CHWENEYAGAE, Terry PHETO (Miriam), Kenneth NKOSI (Aap), Mothusi MAGANO (Boston), Zenzo NGQOBE (Butcher), ZOLA (Fela) u.a.

GB/RSA 2005, ca. 95 Min.

Mittwoch, 24. Jan. 2007

Oscar-gekrönter Film über einen südafrikanischen Junggangster

„Tsotsi“ bedeutet „Gangster“ im Slang von Soweto, der Schwarzen-Vorstadt von Johannesburg, und so nennt sich auch die Hauptfigur des Films. Der aggressive junge Bandenchef mit den weichen Zügen, ist ein einsamer Wolf, der seine Kumpane Butcher und Aap kontrollieren und in Schach halten muss.
Nach einem brutalen Streit mit seinem Nachbarn Boston – einem, der gern Lehrer wäre und kein Geld dafür hat – beobachtet der noch immer aufgebrachte und betrunkene Tsotsi in einem noblen Vorort eine schwarze Lady, die das Schutzgitter zu ihrem Grundstück öffnet. Tsotsi will ihren BMW, schießt die Frau nieder, fährt das Auto nach einer wilden Flucht zu Schrott und nimmt in einer spontanen Reaktion das Baby mit sich, das er - ohne es zu wissen - zusammen mit dem Auto entführt hatte. Damit übernimmt er Verantwortung, damit und vor allem durch die Begegnungen mit Miriam, einer jungen Mutter, beginnt er sich zu wandeln, beginnt die gewohnten Gewaltexzesse zu scheuen und sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Hoods Film erzählt auch vom Verlust der eigenen Kindheit und der schmerzenden Erinnerung daran: In Rückblenden tauchen in Tsotsi Bilder von der Grausamkeit seines Vaters und vom Tag, an dem er die Familie verlor, auf.

„Die große Herausforderung bei diesem Film war es, das Publikum in die Welt einer sehr ausgegrenzten, unsozialen Figur zu ziehen und es auch noch mit ihr mitfühlen zu lassen. Daher drehten wir die meisten Nahaufnahmen mit der Kamera ganz dicht an den Gesichtern der Schauspieler, denn ich wollte ein wirkliches Gefühl von Nähe zwischen Publikum und Schauspieler erzeugen. Der Zuschauer sollte Tsotsi direkt in die Augen schauen können.
Unsere Investoren baten, dass ich mich wenigstens mit internationalen Schauspielern treffen sollte. Das Drehbuch kam bei den Talentagenturen in Los Angeles sehr gut an und ich traf mich drei Wochen lang mit einigen sehr talentierten Menschen. Es waren alles fantastische Schauspieler, aber letzten Endes fühlte es sich nicht richtig an, den Film auf Englisch statt auf "Tsotsi-Taal" zu drehen. Es hätte die Atmosphäre der Geschichte verwässert. Die Hingabe unserer jungen Schauspieler und ihr außergewöhnlicher Professionalismus unter den zum Teil sehr schwierigen Bedingungen waren inspirierend. Wir drehten im Winter und die meisten Szenen spielten nachts. Es war kalt, es war nass und fast alle Szenen waren emotional fordernd und intensiv. (Gavin Hood)

Athol FUGARD (* 1932) ist einer der bekanntesten südafrikanischen Dramatiker. „Tsotsi“ ist sein einziger Roman.
In der Apartheid-Zeit hatte er wegen seiner regierungskritischen Haltung viele Probleme mit den Behörden.