Die Ehe im Kreise

Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19.30 Uhr:

OT: The Marriage Circle
Regie: Ernst Lubitsch
Drehbuch: Paul Bern
Kamera: Charles Van Enger
Musik: Gerhard Gruber am Klavier
Darsteller
: Florence Vidor, Monte Blue, Marie Prevost, Creighton Hale, Adolphe Menjou

US 1924, Stummfilm mit Live-Klavier, 86 Min.

Um die Ehe von Professor Stock und seiner Frau Mizzi steht es gar nicht gut, weshalb Mizzi ihre Fühler nach Dr. Franz Braun ausstreckt, obwohl der frisch und glücklich mit ihrer Freundin Charlotte verheiratet ist. Während Franz‘ Kollege Dr. Mueller seine Chance gekommen sieht und hofft, endlich bei Charlotte landen zu können, befürchtet die, ihr Franz habe ein Auge auf Fräulein Hofer geworfen - und bittet ausgerechnet Mizzi, ihn abzulenken. Und dann ist da ja noch Professor Stock, der versucht durch einen Detektiv endlich in den Besitz von Druckmitteln für eine Scheidung von Mizzi zu kommen.

„The Marriage Circle“ (1924) ist einer der ersten Stummfilme, die der gebürtige Berliner Ernst Lubitsch („Sein oder nicht sein“) in den USA drehte und mit denen er sich frühzeitig das Prädikat des „Lubitsch Touch“ erwarb. Ort der Handlung ist Wien, offenbar um den Amerikanern die schockierende Vorstellung zu ersparen, ein solch unsittliches Treiben sei auch bei ihnen möglich. Denn für amerikanische Verhältnisse ist diese „Sex Comedy“, der das Lustspiel „Nur ein Traum“ von Lothar Schmidt zugrunde liegt,  ungewöhnlich frivol und demonstriert eine sonst nur im Slapstick-Film kultivierte Freude an unmoralischen Überschreitungen. Die treibende Kraft, Mizzi, wird gespielt von Marie Prevost (1898-1937), die vorher jahrelang für Max Sennett, den „King of Comedy“, gearbeitet hatte und unter Lubitsch zu einem Hollywood-Star aufstieg. Mit Adolphe Menjou (Prof. Stock), Florence Vidor (Charlotte Braun) und Monte Blue (Dr. Braun) sind die weiteren Hauptrollen ebenfalls mit Stars der Epoche besetzt.

Standen Filmkomödien bis dahin im Schatten dramatischer und ernster Filme, so bewies „The Marriage Circle“ (übrigens der »Lieblings-Lubitsch« von Hitchcock, Chaplin und Kurosawa), dass Komödien nicht nur in schauspielerischer, sondern auch in filmkünstlerischer Hinsicht Maßstäbe setzen konnten: Dramaturgie, Kameraarbeit und Schnitt erreichen hier einen ganz seltenen Grad der Perfektion.

Fotos ? Lobster