Die fetten Jahre sind vorbei

Regie: Hans WEINGARTNER
Drehbuch: Katharina HELD u. Hans WEINGARTNER
Kamera: Matthias SCHELLENBERG, Daniela KNAPP
Mit: Daniel BRÜHL, Julia JENTSCH, Stipe ERCEG, Burghart KLAUSSNER u.a.

D/Ö 2004, ca. 130 Min.

Mittwoch, 16. Feb. 2005

Dass die Güter dieser Welt ungerecht verteilt sind, ist allen klar, wie das zu ändern ist hingegen nicht so ganz.
Die Freunde Jan (Daniel Brühl) und Peter (Stipe Erceg), rebellische junge Außenseiter, leben ihren Zorn auf die Gesellschaft in nächtlichen Geheimaktionen aus: Sie brechen in Luxusvillen ein, nicht um zu klauen, sondern um das Mobiliar auf den Kopf zu stellen. Die Wohnzimmercouch kann sich dann schon einmal im Swimmingpool wiederfinden, die Stereoanlage im Kühlschrank, Meißener Porzellanfiguren im Klo, der beste Wein ist ausgetrunken.

Ihre hinterlassenen Botschaften lauten: „Die fetten Jahre sind vorbei“ oder „Sie haben zuviel Geld“ – unterzeichnet mit „Die Erziehungsberechtigten“.

Als Peters Freundin Jule (Julia Jentsch), wegen Überschuldung bei den beiden in der WG einziehen muss, weiß sie zunächst von den nächtlichen Einbrüchen nichts. Doch dann verliebt sie sich in den ernsthaften, ein wenig verbissenen Idealisten Jan. Im Überschwang der Gefühle steigen sie zu zweit in eine Villa ein und werden dabei vom Besitzer, dem Industriellen  Justus Hardenberg (Burghart Klaußner), überrascht. Dafür hatten die selbsternannten Erziehungsberechtigten keinen Plan – und unversehens werden sie zu Entführern....

Eine Geschichte, die Wut, Witz und Wendigkeit hat, dazu eine Handkamera, die aufregend dicht ans Geschehen rückt, und Schauspieler, die uns soselbstverständlich nahe kommen, als ob sie gute Freunde wären. „Die fetten Jahre sind vorbei“ ist eine liebevoll-ironische Zeichnung jugendlicher Rebellion und Freundschaft.

Der gebürtige Vorarlberger Hans Weingartner, einst Hausbesetzer und Punk, erzählt in seinem zweiten Spielfilm nach „Das weiße Rauschen“ vom Traum die Welt zu verändern und setzt dabei aufintelligenten Humor, interessante Figuren und amüsante Dialoge. Die großartige Besetzung mit Daniel Brühl („Good bye Lenin“), Stipe Erceg und Julia Jentsch als  „Verbrechertrio“ begeistert.
Genauso allerdings Burghart Klaußner als entführter Villenbesitzer und Altachtundsechziger.

Zehn Minuten Standing ovations gab es bei den Filmfestspielen von Cannes 2004 für den ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag nach elf Jahren.

Materialien zu DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI von „Kino macht Schule“ (1) bzw. der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (2) können als pdf herunter geladen werden: auf (1) oder (2) klicken.