Luna Papa

Regie: Bakhtiar KHUDOJNAZHAROV
Drehbuch: Irakli KWIRIKADZE
Kamera: Martin GSCHLACHT
Musik: Daler NAZAROV
Mit: Chulpan KHAMATOVA, Moritz BLEIBTREU, Merab NINIDZE, AtoMUKHANEDZANOV u.a.

Ö/D/CH/F/Russland 1999, ca. 110 Min.

Mittwoch, 7. März 2001

Tadschikische Tragikomödie, anarchisches Steppenmärchen, orientalische Bildpoesie

In einem kleinen Dorf nicht weit von Samarkand träumt die 17jährige Mamlakat davon, Schauspielerin zu werden. In einer Vollmondnacht wird sie von einem mysteriösen Fremden verführt, der ihr ins Ohr flüstert, ein Freund von Tom Cruise zu sein. Er verschwindet – sie ist schwanger. Für ihren Vater Safar und ihren debilen Bruder Nasreddin (M. Bleibtreu) ist es eine Frage des Stolzes, die Familienehre wiederherzustellen, und so machen sie sich zu dritt daran, den Schurken aufzustöbern. Ihre Suche gerät zu einem bizarren Leuchtfeuer unglaublicher Abenteuer, absurder Begegnungen und slapstickhafter Missgeschicke inmitten expressiver tadschikischer Dorfszenarien.
So vollführt das Trio in dem alten Wolga-Transporter einen Slalom zwischen fliegenden Schafdieben, einem dreirädrigen Mückenvernichtung und in verlotterten Sowjetpanzern durch die Wüste rumpelnden Schutzgeldeintreibern, bis Vater und Bruder in der Hoffnung, den flüchtigen Lüstling in einer Schauspielertruppe gestellt zu haben, eine Provinztheaterbühne mitten in der Vorstellung verwüsten.

Seit seinem internationalen Erfolg mit LUNA PAPA gilt der 35jährige tadschikische Regisseur Bakhtiar Khudojnazarov in der Filmwelt als größte Entdeckung für das fantastisch-realistische Kino seit Federico Fellini und Emir Kusturica. Für die aus dem Westen stammenden Filmpartner waren seine Eigenheiten trotzdem eine Herausforderung: Oft kamen ihm erst am fertigen Set spontane Zusatzeinfälle, die er um jeden Preis durchsetzen wollte. Wurden seine Sonderwünsche nicht sofort erfüllt, zog er sich oft stundenlang beleidigt zurück. Derweil schmolz die Maske der Schauspieler, das soeben exakt platzierte Kamel rannte wieder weg und das veränderte Tageslicht passte im Anschluss nicht mehr.

Dies und die völlig fehlende Infrastruktur – ab der tadschikischen Grenze war man praktisch im Mittelalter – bewirkte, dass die Produktion mit 50 Mill. Schilling fast doppelt so teuer war als vorgesehen. Der Wiener Produzent Heinz Stussak selbst musste immer wieder neue Koffer voll Bargeld an den zahlreichen Kontrollposten und Straßensperren vorbeischleusen, da die Einfuhr von Bargeld verboten, Banküberweisungen aber nicht möglich waren.

Die Wüstenstraßen – soweit überhaupt vorhanden – waren mit bis zu 40cm tiefen Schlaglöchern kaum passierbar, nachts konnte man überhaupt nicht fahren. Als der Dreh beginnen sollte, stellte sich heraus, dass die aus Europa eingeflogenen Scheinwerfer mit dem Stromaggregat nicht zu betreiben waren – mehrwöchiger Stillstand. Nach einer Überschwemmung musste das komplette Filmdorf samt den Zufahrtsstraßen neu aufgebaut werden ...