Bowling for Columbine

Regie u. Drehbuch: Michael MOORE
Kamera: Brian DANITZ, Michael McDONOUGH
Musik: Jeff GIBBS
Mit: Michael MOORE, Charlton HESTON, Marilyn MANSON u.v.a

USA / D 2002, ca. 125 Min.

Mittwoch, 12. März 2003

Nirgendwo in der sogenannten „Ersten Welt“ erschießen einander mehr Menschen mit legal erworbenen Schusswaffen als in den USA: insgesamt etwa 11.000 Tote im Jahr.

Geht man in Flint, Michigan, in eine Bank und eröffnet dort ein Sparbuch, bekommt man als kleines Dankeschön ein Gewehr.
Munition für jedermann gibt es bei der Supermarktkette „Wal Mart“ für ein paar Cent, gleich neben den Glühbirnen.

Als 1999 zwei Halbwüchsige nach einem Bowling-Kurs in derColumbine Highschool in Littleton, Colorado zwölf Schulkameraden und einen Lehrer erschossen, konnte man sicher sein, dass bald darauf der berühmte Schauspieler und Präsident der National Rifle Association – NRA - (der Interessensvertretung der amerikanischen Waffenlobby), Charlton Heston, am Ort des Geschehens erscheinen würde.
Heston drückte aber nicht den trauernden Angehörigen sein Mitgefühl aus, sondern hielt mit stolzgeschwellter Brust eine Brandrede ganz im Sinne der mächtigen NRA, die sich vehement für ein Grundrecht, ja scheinbar eine Pflicht jedes Amerikaners stark macht: den unbeschränkten Waffenbesitz.                                                                                                                          
„Sind wir eine Nation, die verrückt ist nach Waffen, oder sind wir einfach verrückt?“, fragt darum Amerikas führender und sozialkritischster Dokumentarfilmer Michael Moore.

In seinem ebenso brillanten wie unterhaltsam-satirischen Dokumentarfilm Bowling for Columbine heftet er sich, selbst nur mit einer Kamera „bewaffnet“, auf die Fersen illustrer Lobbyisten, Waffennarren, Popgrößen und Politiker. Das Zeitporträt fesselt durch seine Dynamik, mit der Moore das Thema aufarbeitet: Interviews, Polizeivideos und Trickfilme werden mit persönlichen Kommentaren zu einem scharfzüngigen, aber mitreißenden Bilderepos zusammengefügt.

Die USA als ewiger „wilder Westen“ ? Selten noch wurde in einem amerikanischen Film der USGesellschaft so unsanft auf den Zahn gefühlt.Am Filmfestival in Cannes 2002 wurde Bowling for Columbine mit 20 Minuten Standing Ovations gefeiert und einstimmig mit dem Sonderpreis der Jury zum 55. Geburtstag des Festivals ausgezeichnet.

In "Roger and Me" suchte Moore nach der Schließung eines General Motors Werks sowohl Betroffene als auch Verantwortliche vor die Kamera zu bekommen. Die nun Arbeitslosen berichteten bereitwillig über ihre Lage und die Fabrik – Roger, der Direktor, und andere Manager ließen sich hingegen ständig verleugnen und vermieden so eine Stellungnahme.

„Stupid White Men“ heißt Moores Buch, das in den US die Bestsellerlisten stürmte und auch in deutscher Übersetzung (Piper Verlag) erhältlich ist: "Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush".


Weitere Filme von Michael Moore im Filmklub-Programm:
"Fahrenheit 9/11" (27.10.2004), "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" (10.2.2010)