Das große Rennen von Belleville

Regie u. Drehbuch: Sylvain CHOMET
Musik: Benoît CHAREST

Originaltitel: Les Triplettes de Belleville
F/CDN/B 2002, ca. 80 Min.

Mittwoch, 17. Nov. 2004

Bei ihrem Enkel Champion entdeckt Madame Souza eine Leidenschaft für das Radfahren: Aus dem Dreirad wird ein Rennrad, tägliches Training macht den Jungen schließlich fit für die Tour de France.
Doch während des Rennens wird er, mit zwei anderen Fahrern, entführt und findet sich jenseits des Atlantiks wieder an einem fernen, düsteren Ort, wo die Radfahrer vor der Rückprojektion einer Landstraße um ihr Leben fahren müssen. Die Ränge des Theaters, in dem das grausame Schauspiel stattfindet, sind besetzt mit Mafiosi, die hohe Geldbeträge verwetten – macht ein Fahrer schlapp, wird er auf der Stelle exekutiert. Doch Madame Souza und Hund Bruno sind den Unholden schon auf der Spur und bilden mit den etwas überalterten Music-Hall-Stars „Die Triplettes“ ein nicht zu unterschätzendes Quintett.

Genauso skurril wie diese kurze Inhaltsbeschreibung ist der gesamte Film. Weit entfernt von der Süßlichkeit vieler Zeichentrickfilme findet Chomet Gefallen an schwarzhumorigen Gags, häßlich-eigenwilligen Figuren und einem lebhaft-frischen Animationsstil. Ein Großteil der zweidimensionalen Zeichnungen orientiert sich an klassischen Vorbildern wie den frühesten Disney-Cartoons, Tex Avery, Bruno Bozzetto, Al Hirshfeld und sogar ein wenig Loriot. Daneben gibt es modernste dreidimensionale Effekte, wie  zum Beispiel bei der Ausgestaltung des Wassers und regelrecht fotorealistischen Explosionen. Beim Storyaufbau, dem Witz und Tempo zitiert Chomet Jacques Tati, für den offensichtlich auch die Triplettes eine Vorliebe haben, schauen sie sich dessen Filme doch im Fernsehen an und haben ihre bescheidene Behausung mit einem seiner Filmplakate geschmückt.

Überhaupt legt der Regisseur großen Wert auf Detailreichtum, so wird z.B. jede Figur (einschließlich des Hundes Bruno) mit einer Unmenge an Charaktereigenschaften, Ticks und Mätzchen ausgestattet, die diese plastischer werden lassen als so manche Holzschnitt-Gestalt aus einschlägigen Realfilmen.

Mit seinem Kurzfilm "The Old Lady and the Pigeon" errang der diplomierte Comicstrip-Zeichner Sylvain Chomet 1997 internationalen Ruhm und erntete mehrere Preise. Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet der gebürtige Franzose in Kanada, wo er auch zusammen mit seinem Partner Nicolas de Crécy einige erfolgreiche Comicbücher ("The Bridge in Mud") veröffentlichte.
"Das große Rennen von Belleville", sein erster abendfüllender Animationsfilm, lief als einer der wenigen Filme dieses Genres im offiziellen Programm der Filmfestspiele von Cannes 2003.

Mehrfach preisgekrönt, v.a. auch für die Filmmusik.